Deutsche Welle in Bonn Intendant Peter Limbourg will Auslandssender radikal umbauen

BONN · Von "Rundumschlag" bis "Kahlschlag" reichen die ersten Reaktionen auf die Pläne des neuen Intendanten der Deutschen Welle (DW), Peter Limbourg, insgesamt acht deutschsprachige TV-Magazine und deren Ableger in drei weiteren Sprachen einzustellen sowie weitere eigene Angebote für Fernsehen und online einzuschränken.

Im Gegenzug werde die DW, so Limbourg, mehr Sendungen von ARD, ZDF und Deutschlandradio übernehmen. In Zukunft will sich die DW auf Englisch und "erfolgreiche Regionalsprachen" konzentrieren, wie der seit Oktober 2013 amtierende DW-Chef Limbourg vor Mitarbeitern des Senders in Bonn und Berlin ausführte. Das englische Programm solle zum "journalistischen Flaggschiff und somit zu einem international wettbewerbsfähigen Angebot ausgebaut werden".

Der Sender, der als Auslandsradio für deutsche Seefahrer und Reisende groß wurde und mit seinen TV- und Hörfunkbeiträgen eine weltweite Gemeinde Deutsch sprechender Nutzer erreichte, wird sich nun auf Englisch fokussieren.

Einen deutschen TV-Kanal und eine "deutschsprachige Community" im Internet werde es aber noch geben. Limbourgs Pläne stehen im Zusammenhang mit einer Neuausrichtung des Senders, den der Intendant in die von BBC, CNN und Al Dschasira dominierte Spitzengruppe der Auslandssender führen will. Das Ganze bei einem gleichbleibenden Etat von 270 Millionen Euro pro Jahr.

Noch sind die Konsequenzen, die Limbourgs radikale Einschnitte in die Redaktionen der DW bringen, nicht abzusehen. Vor Mitarbeitern sprach der Intendant von einem "verantwortungsvollen, intelligenten Konzept". Im englischen Programm werde es "zu einem Personalaufwuchs" kommen.

Unklar, in welchem Ausmaß ein "möglicher" Personalabbau zu erwarten sei. Limbourg macht die weitere Personalentwicklung von einem erwarteten Beitrags-Plus durch den Bund abhängig. Laut "Berliner Zeitung" spekuliert Limburg intern auf eine Aufstockung um zehn Millionen Euro jährlich.

Personalabbau war bei der gestrigen Mitarbeiterinformation in Bonn kein Thema. Gleichwohl stieß die Entscheidung des Intendanten "bei vielen Mitarbeitern auf Unverständnis", sagte Ursula Koll, Vorsitzende des DW-Personalrats Bonn, dieser Zeitung, "es gab viele Fragen".

Der Personalrat selbst hatte erst am Sonntag von den Details des neuen Konzepts gehört. Man wäre gerne vorher eingebunden worden, kritisierte Koll, die hofft, dass es nicht zum Personalbau kommt. Der Personalrat setzt auf den "internen Stellenmarkt" und fordert nachvollziehbare Gründe für die Reduktion des Angebots.

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