"Intensivtäter aus dem Verkehr gezogen"

Bad Godesberger Polizeibeamte erläutern aktuelle Jugendgewalt-Szene und halten Lage zurzeit für ruhig

"Intensivtäter aus dem Verkehr gezogen"
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Bad Godesberg. Die aktuelle Lage in Bad Godesberg wird in der Studie der Kölner Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW und des Polizeipräsidiums Bonn von Winfried John als "ruhig" charakterisiert. John muss es wissen, er ist Hauptkommissar auf der Bad Godesberger Wache in der Zeppelinstraße. Und er glaubt, die Ursache zu kennen: "Die Intensivtäter wurden aus dem Verkehr gezogen, was die Situation beruhigt hat."

Wenn auch die Täter nach wie vor meist männlich seien, beobachte die Godesberger Polizei jedoch auch eine Tendenz, dass junge Frauen gewalttätig werden. "Ist bei männlichen Gegnern ein Konflikt nach einer Auseinandersetzung geregelt, setzen weibliche Kontrahenten häufig nach und greifen zu erschreckenden Mitteln", weiß der Beamte. Ein Mädchen sei etwa von einem anderen nackt durch die Siedlung gejagt worden.

Einen Brennpunkt sieht John weiterhin bei Auseinandersetzungen ausländischer Jugendlicher mit Schülern eines hiesigen Gymnasiums. "Die werden schon gezielt als Opfer ausgesucht, tragen jedoch durch überhebliches Auftreten auch dazu bei", vermutet der Beamte Zusammenhänge.

Dass generell die Täter und polizeibekannten Jugendlichen immer jünger, also neun- bis zwölfjährig sind, wie bundesweit ein aktueller Trend zeigt, bestätigt John ausdrücklich nicht. Hauptsächlich hat man es mit 16- bis 24-Jährigen zu tun. Dass zwischen Gruppierungen auffälliger Jugendlicher auch in einigen Fällen durchs Internet deutschlandweit Kontakte bestehen, bestätigt John auf Nachfrage und nennt die "Bad GOs".

Die jungen Leute seien sich aber wohl bis jetzt noch nicht über das hier lauernde Potenzial bewusst. Sein Kollege Dieter Brenner widerspricht wiederum nicht auf die Frage, ob vermehrt auch Jugendliche aus der hiesigen Jugendhilfe an Gewalttaten beteiligt seien. Ihre Delikte konzentrierten sich auf Ladendiebstähle. Dabei seien Alkohol, Zigaretten und Schmuck beliebtes Beutegut.

Die landesweit zur Verurteilung von Jugendlichen ins Leben gerufene Aktion "Gelbe Karte" sieht der Polizeihauptkommissar übrigens als nur wenig wirksam. Alle drei Monate tagt hierfür ein Gremium bestehend aus einem Staatsanwalt, einem Mitarbeiter der Jugendgerichtshilfe und der Polizei und bestrafe Täter in der Regel damit, dass sie Sozialstunden ableisten sollen.

"Hier tritt mittlerweile bereits das Problem auf, dass es kaum noch genug Stellen dafür gibt, wo die bereits verurteilten Jugendlichen ihre Strafe ableisten können", so Brenner. Aus Sicht des Beamten sei diese Lösung ohnehin "nur ein Politikum" und koste zu viel Personal.

Die Studie hatte ohnehin herausgearbeitet, dass die "Schwellenkandidaten" selbst von Eltern und Erziehern härtere Konsequenzen erwarteten, sonst erhöhe sich die Gewaltbereitschaft.

Beliebte Treffpunkte Die beliebtesten Treffpunkte für gefährdete Godesberger Jugendliche sind der Studie der Fachhochschule und der Polizei nach die Koblenzer Straße, die örtlichen Spielotheken und der Stadtpark. Meist kämen diese 14- bis 24-Jährigen auch in der Umgebung von sozialem Wohnungsbau, etwa rund um die Bonner Straße, zusammen. Ein weiterer Brennpunkt liege in Friesdorf am Haribo-Gelände. Generell lasse sich zudem sagen, dass Jugendkriminalität von der Hauptschule hin zum Gymnasium immer weiter abnehme.

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