Jägerschaft Bonn Eimer statt Gewehr - Jäger retten tausende Kaulquappen

Kottenforst · Bonner Jäger haben tausende Grasfrösche der Generation 2021 aus trocknenden Tümpeln gerettet. Auf ihrer Aktionsliste steht auch die Pflege von Streuobstwiesen, etwa im Katzenbachlochtal.

Jägerschaft Bonn: Eimer statt Gewehr - Jäger retten tausende Kaulquappen
Foto: privat

Der Hochsitz des Jägers ist auf jeden Fall coronakonform. Denn er oder sie ist dort allein. Wenn allerdings ein Hochsitz versetzt werden soll, wird es schwierig. Denn dazu braucht es einige starke Arme – mehr jedenfalls als die derzeitigen Vorschriften erlauben. Wie sehr ist die Jägerschaft Bonn in ihrem Schalten und Walten eingeschränkt? Er würde die Flinte nicht ins Korn werfen wollen, sagt der Vorsitzende Lutz Schorn, aber die Situation erschwere die Arbeit. Treibjagden mussten abgesagt werden und auch manche andere Aktion. Wie viele vermissen die Jäger Zusammenkünfte in Mannschaftsstärke. Immerhin ist die Bockjagd auf Wiederbewaldungsflächen auf den April vorgezogen. Allerdings steht hinter der Freigabe eine bedauerliche Tatsache: Wegen drei trockener Sommer und Borkenkäferbefall haben sich hauptsächlich Fichten verabschiedet. Laut Schorn sind durch die notwendigen großflächigen Fällungen wesentlich mehr Freiflächen entstanden als in den Jahren zuvor. Sie werden derzeit wieder aufgeforstet. Die Jungpflanzen sollen unbeschadet wachsen und das gefräßige Wild vom Verbiss abgehalten werden.

Mit dem Frühjahr stehen bei den Jägern Naturschutzaufgaben auf dem Plan. In den vergangenen Wochen wurden die Streuobstwiese im Kottenforst, nahe der Witterschlicker Allee sowie eine weitere im Katzenlochbachtal geschnitten und gepflegt. Das ist notwendig, damit die Früchte genügend Sonnenlicht zum Reifen bekommen. „Gerade Streuobstwiesen sind besonders wertvolle Biotope, die eine Vielzahl von seltenen Arten beheimaten“, erläutert Stephan Strack, der Naturschutzbeauftragte der Bonner Jäger. Beispielsweise der Steinkauz hat dort seinen Lebensraum. Seinerzeit wurden die vornehmlich alten Apfelbaumsorten, wie Kaiser Wilhelm und Renette zusammen mit der Biostation Bonn Rhein-Sieg gepflanzt, die jährliche Pflege obliegt den Jägern seit vielen Jahren. „Wir tun dies sehr gerne, weil wir dadurch einen Beitrag zum Naturschutz leisten wollen. Jagd und Naturschutz gehören für uns unabdingbar zusammen“, so Stephan Strack. Der Obstbaumschnitt orientiert sich an der sogenannten Saftwaage: Für einen gleichmäßigen Kronenaufbau müssen sich die Spitzenknospen der Leitäste auf gleichem Niveau befinden – bildlich vorstellbar, als würde ein Geodreieck mit der Spitze nach oben an den Baum gehalten. Die richtige Umsetzung blieb freilich auch in der kleinen Jägergruppe nicht ohne eingehende Diskussion. Im Herbst werden die Früchte gesammelt und zur Saftpresse gebracht.

Als Lebensretter traten die Jäger auf einer Wiese in der Nähe Elches Maars an der Witterschlicker Allee in Aktion. Dort haben sich in einer Senke eine Vielzahl von Grasfröschen eingefunden. Das Problem: Sie haben ihren Laich an nur temporären Feuchtstellen abgesetzt. Durch die zu erwartende Schönwetterperiode werden diese Tümpel austrocknen und mit ihnen ein Großteil der Grasfrosch-Generation 2021 in dem Gebiet. „Als Jungjäger ist man natürlich oft draußen und bekommt als Erster solche Entwicklungen mit“, so Linus Schorn, der vergangenes Jahr seinen Jugendjagdschein in Bonn gemacht hat. „Wenngleich Tod und Leben in der Natur eng zusammengehören, berührt es einen doch, ein so trauriges Schicksal mitansehen zu müssen“, so Schorn. Also bewaffnete sich die kleine Helfertruppe statt mit Gewehren mit Eimern, um die vielen Laichballen sowie die Tausenden bereits geschlüpfter Kaulquappen einzufangen. Sie wurden rund 400 Meter weiter in einem Tümpel, der mit Sicherheit nicht austrocknet, wieder freigelassen, in der Hoffnung, dass sie zu schönen Grasfröschen heranwachsen.

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