Jörg Knör parodierte im Haus der Springmaus

BONN · Der Abend scheint vorhersehbar. Nett, aber vorhersehbar. Sicher, Jörg Knör ist ein begnadeter Parodist.

Inge Meysel zum Beispiel, eine seiner "Lieblingsklientinnen" klingt eins zu eins, als stünde sie auf der Bühne im Haus der Springmaus. Auch seine Imitation von Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki lässt sich im Gegensatz zu der anderer Kollegen wirklich hören.

Als Conférencier gibt es für Knör allerdings ein paar Abzüge in der B-Note: ein wenig zu routiniert, zu einstudiert - bemüht, möchte man mitunter meinen. Und auch ein Politkabarettist ist an ihm nicht unbedingt verloren gegangen. Und schließlich heißt dieses Programm "Das war's mit Stars". Da sieht die Erwartungshaltung des Publikums anders aus.

Von Dieter Bohlen bis Papst Benedikt XVI.

Knör wird ihr soweit gerecht. Mit einem Helmut Schmidt, der ein wenig zu sehr nach Willy Brandt klingt, mit Helge Schneider, der gut gelaunt sein Lied vom "Fazzebukk" (Facebook) trällert - schon deutlich näher am Original - und mit den üblichen Verdächtigen von Gerhard Schröder über Dieter Bohlen, Bruce Darnell und Arnold Schwarzenegger bis zu Papst Benedikt XVI., einem der ersten Höhepunkte dieses Abends. Zu denen gehört zweifelsohne auch Reiner Calmund. Das erfordert Können, und Knör kann.

Könnte es also sein, dass er sich im Laufe der ersten Hälfte warm gemacht hat? Fit für Teil zwei, der mit allen Vorhersehbarkeiten bricht und das volle Ausmaß seines Talents entfaltet? So ist es. Denn wenn Knör spontan agiert, wenn er Privates preisgibt - was in diesem Fall nicht peinlich. sondern passend wirkt - kann er tatsächlich großartig sein. Singt, spielt Flöte und Saxofon, ist witzig und schlagfertig. Offenbar ganz in seinem Element.

Die Stars arbeiten ihm zu. Und die Zuschauer im Haus der Springmaus spüren, dass hier einer die Courage hat, den sicher vorbereiteten Boden zu verlassen und nach Herzenslust zu improvisieren.

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