Hofgartenwiese Kind verletzt sich an Spritze

BONN · Für die junge Mutter war es der Horror. Ihr Fünfjähriger hatte sich auf der Hofgartenwiese an einer ins Gebüsch geworfenen Spritze verletzt. "Er hatte sich neben dem Spielplatz mit seinem Freund gekabbelt. Und jetzt lief Blut an seinem Finger herunter."

 Der Spielplatz am Hofgarten am Mittwoch: Tage zuvor hat sich am benachbarten Gebüsch ein Junge an einer Spritze verletzt. Die Stadt lässt die Sandfläche morgens durchrechen.

Der Spielplatz am Hofgarten am Mittwoch: Tage zuvor hat sich am benachbarten Gebüsch ein Junge an einer Spritze verletzt. Die Stadt lässt die Sandfläche morgens durchrechen.

Foto: Barbara Frommann

Die Eltern, die auf einer Bank saßen, hatten gar nicht so schnell begriffen, was die beiden Jungen da gefunden hatten. "Wir Erwachsenen machten natürlich sofort die Gedankenkette von Drogen bis zu Aids", sagt die Mutter.Sofort sausten die Eltern mit ihrem Sohn zur Notaufnahme in der Universitäts-Kinderklinik, leider ohne die Spritze.

Da habe die Ärztin mit den Achseln gezuckt und gesagt: "Solche Fälle vom Hofgarten haben wir dauernd." Die Ärztin habe sie nach der Untersuchung auch beruhigt: Bei weggeworfenen Spritzen, die am Tag sicher schon länger gelegen hätten, komme es nur sehr selten zu Infektionen.

Der Fünfjährige möge im Abstand von mehreren Wochen noch dreimal zur Blutuntersuchung kommen. Die Mutter wollte den Fall nicht auf sich beruhen lassen. Sie rief beim Familientelefon der Stadt an. "Ich fände es richtig, wenn die Verwaltung im Hofgarten Hinweisschilder aufstellen würde, dass da Spritzen herumliegen könnten und wie man damit umgehen müsste", meint auch der Vater.

Man wolle keine Panik erzeugen. Aber vielleicht würden Spritzenboxen neben den Bänken helfen. "Denn wenn die Dinger im Papierkorb landen, dann greift doch der nächste Pfandflaschensucher rein." Mit Vorschlägen wie diesen kann sich die Stadt nicht anfreunden. "Nein, Schilder oder Boxen werden wir dort sicher nicht aufstellen können", erläutert Isabel Klotz vom Presseamt dem GA.

Es sei leider Tatsache und in Bonn bekannt, dass auf dem 68.000 Quadratmeter großen Gelände regelmäßig Drogenkonsumenten "illegale Handlungen" durchführten. Der Stadtordnungsdienst und die Polizisten der Wache Gabi patrouillierten dort deshalb täglich. Jeden Morgen um acht hätten die von der Stadt beauftragten Reinigungskräfte die Fläche gesäubert. Besonders den Spielplatz nehme man genau unter die Lupe.

"Der Sand wird täglich durchgerecht", sagt Klotz. Die Gartenpfleger beschnitten die Büsche so, dass keine geschützten Ecken entstünden. Man könne die Bürger nicht 100-prozentig schützen. Aber man setze besonders auf Prävention in Kindergärten und Schulen. Sie hätten ihren Sohn jetzt auf mögliche Gefahren aufgeklärt, sagt die junge Mutter: dass kranke Menschen unbedingt Spritzen brauchten, die aber schädlich für andere sein könnten.

In der Hektik habe der Kleine jedoch auch das Wort Aids aufgeschnappt. Müsse man daran nicht sterben, habe er gefragt. "Und wenn ich mal tot bin, seid ihr dann traurig?" Sie wollen anonym bleiben, weil sie im Kindergarten ihres Sohnes nicht Gerüchte aufkommen lassen wollten, sagt die Mutter. Und der Vater ergänzt, dass für die Familie eines sicher sei: "Wir lassen unsere Kinder auf keinen Fall mehr im Hofgarten spielen."

Was tun im Notfall?

  • Hat sich ein Kind an einer herumliegenden Spritze verletzt, so sollte es schnell zum Arzt. Eine Infektionsgefahr geht von benutzten Spritzen nur dann aus, wenn Blutreste aus der Spritze in die Wunde gelangt sind. Folgen können Wundinfektionen sein. Eine Infektion mit HIV ist sehr unwahrscheinlich. Wenn die Spritze erst wenige Stunden vorher benutzt worden ist, ist die Übertragung des Hepatitis B-Virus möglich. Das Hepatitis-C-Virus kann auch noch nach drei Tagen übertragen werden. Der Arzt wird mehrfache Blutuntersuchungen anordnen.
  • Über die Hotline "Saubere Stadt" kann unter der Rufnummer 0228/775577 bei der Stadt Bonn Hilfe bei der Entsorgung von gefährlichen Gegenständen angefordert werden.
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