"Wir hätten gar nicht gedacht, dass das Kino an Weihnachten geöffnet hat", verrät beispielsweise Lisa Knöll. Die junge Frau, die in Berlin lebt und über die Feiertage zu ihren Verwandten nach Königswinter gereist ist, hatte sich mit ihrer Mutter für einen spontanen Filmnachmittag entschieden, "sonst wird es irgendwann auch zu viel Familie".

Auf "Rubbeldiekatz" ist ihre Wahl gefallen. "Wir brauchen was zum Lachen, und der soll ja ganz lustig sein", erklärt das Duo, das erstmals an Weihnachten ins Kino geht: "Vielleicht gründen wir ja aber auch heute eine Tradition." Dies scheint für viele Familien längst der Fall zu sein. "Die heutigen Besucherzahlen sind mit denen unseres beliebten Kino-Dienstags zu vergleichen", schätzt der stellvertretende Theaterleiter Peter Ropertz.

An Heiligabend, an dem im Kinopolis Geschenkgutscheine in letzter Minute ein echter Verkaufsschlager waren, hat er mit seiner Familie gefeiert, doch bereits am ersten Feiertag hat ihn der Alltag wieder. Während er vor der ersten Vorstellung des Tages die Kollegen an der Kasse unterstützt hat, unternimmt er nachmittags einen seiner Rundgänge durch das Gebäude an der Moltkestraße.

Sind die WCs stets gereinigt, die Säle nach den Vorstellungen vom zurückgelassenen Popcorn befreit und die Mülleimer auf den Fluren geleert? Ropertz und seine zwölf Kollegen, die trotz Weihnachtsfestes während der Stoßzeiten im Einsatz sind, übersehen nichts. Mitarbeiter für die Feiertage zu finden, sei dabei nicht schwergefallen. "Wir hängen bereits Wochen vorher Dienstpläne aus, in die sie sich eintragen können. Viele arbeiten sogar gerne an Weihnachten."

An den Kassen steigt derweil wieder die Nachfrage, die 17-Uhr-Vorstellungen stehen kurz bevor. Gruppen von jungen Erwachsenen oder Studenten, wie man sie an vergleichbaren Tagen häufig im Kinopolis antrifft, sucht man an den Feiertagen vergeblich. Die Jugendlichen haben sich ihren Eltern angeschlossen und entsprechend viele Familien tummeln sich im Foyer - gerade die Kleinen präsentieren dort stolz ihre neuen Turnschuhe oder den jüngsten Zuwachs der Kuscheltiersammlung.

Familienfilme liegen in der Gunst vorn

Auch die sechsköpfige Gruppe der Familien Kaatz und Rücke aus Beuel hat sich in der gemeinsamen Freizeit für einen Kinobesuch entschieden. Wer den Film ausgesucht hat? "Die Erwachsenen" entgegnet der Nachwuchs geschlossen. Die drei Eltern haben sich für "Sherlock Holmes 2" entschieden, "weil den noch keiner von uns gesehen hat und er allen gefallen könnte".

Mit ihrer Filmwahl lagen sie damit im Trend. Neben den britischen Ermittlern und Tom Cruises vierter "Mission Impossible" lagen in Bad Godesberg vorwiegend Familienfilme wie "Alvin & the Chipmunks 3" oder "Der gestiefelte Kater" in der Zuschauergunst vorne, wie Theaterleiterin Friederike Gruner-Gramstadt am Dienstag bestätigte. "Äußerst zufrieden" zeigte sie sich mit dem Weihnachtsgeschäft und dem Jahr 2011, das im Kinopolis ganz im Zeichen der Digitalisierung stand.

Alle Säle verfügen mittlerweile über die hochwertige technische Ausstattung, die höchste Bildqualität verspricht und dank der die Mitarbeiter keine Filmrollen mehr durch das Kino wuchten müssen. "Mittlerweile erhalten wir fast ausschließlich digitale Kopien der Filme", so Gruner-Gramstadt.

Auch 3D liegt weiterhin voll im Trend. Sechs Säle bieten den Besuchern das dreidimensionale Filmerlebnis. Und 2012 dürften diese voll ausgelastet sein. Denn dann erwarten die Kinopolis-Betreiber und die Filmfans 3D-Blockbuster wie "Titanic", "Star Wars Episode I", "Ice Age 4" und "Der Hobbit: Eine unerwartete Reise". Die lang ersehnte Vorgeschichte zur "Herr der Ringe"-Trilogie startet pünktlich vor Weihnachten und somit werden wohl auch im kommenden Jahr wieder viele Kinofans ihre Familienfeiern für einige Stunden unterbrechen.