Kirchen deuten Weihnachtsbotschaft als richtungsweisend für Menschen

"Wir müssen uns in der Krise auf den Weg machen" - Krisen des Lebens können Neuanfang sein - Veränderungen akzeptieren und sich auf den Weg machen

Kirchen deuten Weihnachtsbotschaft als richtungsweisend für Menschen
Foto: Barbara Frommann

Bonn. (val) Die Krisen des Lebens können ein Neuanfang sein, aber nur, wenn man Veränderungen akzeptiert und sich auf den Weg macht - so deutet der evangelische Superintendent Eckart Wüster in seiner diesjährigen Predigt die Weihnachtsbotschaft. Der katholische Stadtdechant Wilfried Schumacher sieht das Weihnachtsevangelium als richtungsweisend für den Menschen: der Himmel stehe ihm offen - sofern er selbst offen für Gott und seine Mitmenschen sei.

In seinem Weihnachtsgruß an die Leser des General-Anzeigers schreibt Stadtdechant Wilfried Schumacher im Einzelnen: "An Weihnachten wird uns eine alte Botschaft immer neu verkündet: “Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und bei dem Engel war plötzlich ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte.„ Matthias Grünewald hat dies auf seinem Isenheimer Altar trefflich illustriert", schreibt Schumacher.

"Grünewald malt den geöffneten Himmel, aus dem die Engel nur so herauspurzeln. Der Himmel ist nicht mehr verschlossen, das Tor zum Paradies ist wieder geöffnet, weil Gott Mensch wird. Wenn Gott so unser Leben teilt bis in den Tod, dann bekommt menschliches Leben ein neues Ziel. Es gibt nicht mehr das “ewige Weiterfließen„ der Zeit, sondern menschliches Leben ist jetzt von seinem Ende her eindeutig markiert: Dort steht das Tor nun offen. Deshalb ist Weihnachten bei aller Rührseligkeit, bei allem Lichterglanz und Engelshaar, letztlich todernst.

Nicht mehr “rückwärts nach Eden„ heißt die Parole, sondern vorwärts in die Ewigkeit. Der Lebensweg des Menschen hat jetzt eine Richtung. Der Himmel ist offen seit jener Nacht in Bethlehem. Und er bleibt offen. Verschließen können wir ihn nur selbst, indem wir Gott und den Mitmenschen aussperren", so Schumacher.

"Die Klarheit von Weihnachten über dem Stall von Bethlehem" wünscht der Bonner Superintendent Eckart Wüster den Menschen heutzutage: "Als die Hirten in der Nacht ihres Alltags bei ihren Schafen ausharrten, da trat die Klarheit Gottes in ihr Leben. Ein Engel erschien auf dem Feld. Plötzlich wurde es hell. Das wäre es doch: Angesichts der undurchsichtigen Zukunft, der unsicheren Prognosen der Wirtschaftsfachleute wird es plötzlich hell. Mit einem Male wissen wir, wo es langgeht", predigt Wüster am Mittwoch um 17 Uhr in der Dreieinigkeitskirche in Hersel.

"Doch ginge es so einfach?", fragt Wüster. "Die Hirten auf dem Felde waren alles andere als erfreut, als das Licht Gottes in ihr Leben trat. Sie fürchteten sich sehr. Klarheit sorgt nicht unbedingt für klare Verhältnisse. Klarheit macht Angst. Was die Hirten spüren, wird auch auf uns zukommen: Wir müssen uns auf den Weg machen. Wir werden die Krisen unseres Lebens nicht bewältigen, wenn wir meinen, es ginge ohne Veränderungen immer so weiter."

Für Wüster erleben die Hirten "das Wunder ihres Lebens, weil sie sich vom Engel Gottes auf den Weg schicken lassen durch ihre Furcht hindurch. Begleitet von der Botschaft: Euch ist heute der Heiland geboren. Darauf verlassen sie sich. So wird es Weihnachten", predigt Wüster in dem Festgottesdienst. Für Pfarrer Christian Werner, stellvertretender Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel, zeigt uns Weihnachten "Gottes Möglichkeiten in einer unter dem Zwang der Notwendigkeiten leidenden Welt".

Der Stall in Bethlehem stehe für "das Unerwartete, das, was vom Glauben, Hoffen, Lieben geprägt ist. Dass wir Gott finden in einem Kind in der Krippe, das finden wir eigentlich unmöglich. Es ist aber so. Es ist Gottes Möglichkeit. Gott ist auch Mensch. Gott liebt mich und braucht mich. Was für Möglichkeiten! Und nun gilt es doch, mein kleines Leben in diese Dimension hineinzustellen und mit ihr fest zu verbinden", predigt Pfarrer Werner am Mittwoch um 17 Uhr in der Marienforster Kirche in Bad Godesberg.

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