Kirchenstreit: Katholikengruppen laden zu Kundgebung auf Münsterplatz ein

Die Nachricht, dass Stadtdechant Wilfried Schumacher den von ihm für Freitag geplanten Runden Tisch zum Bonner Katholikenstreit kurzfristig absagen musste, schlug am Dienstag in den Gemeinden ein wie eine Bombe.

Kirchenstreit: Katholikengruppen laden zu Kundgebung auf Münsterplatz ein
Foto: Ronald Friese

Bonn. Die Nachricht, dass Stadtdechant Wilfried Schumacher den von ihm für Freitag geplanten Runden Tisch zum Bonner Katholikenstreit kurzfristig absagen musste ( der GA berichtete), schlug am Dienstag in den Gemeinden ein wie eine Bombe.

"Wie es nun weitergeht, weiß ich auch nicht mehr", sagt eine enttäuschte Pfarrgemeinderatsvorsitzende, die nicht genannt werden möchte. Sie dürfte sich wie viele andere auch von dem Treffen wohl auch Befriedung und eine Rückkehr zu den wichtigen Aufgaben des kirchlichen Alltags versprochen haben.

Der Bonner Kirchenstreit Ausgangspunkt war Ende 2010 die vom Erzbistum verfügte Personalrochade zwischen Bad Godesberger und Beueler Priestern. Konflikte in den Fusionsvorbereitungen zu der von Köln für 2013 geplanten Godesberger Großgemeinde waren vorausgegangen. Die Folge waren Mahnwachen, der Rücktritt von zwölf Godesberger Pfarrgemeinderatsmitgliedern und eine intensive Vernetzung der Protestgruppen beiderseits des Rheins übers Internet.

Sie schalteten sich auch mit den bundesweit anwachsenden Gruppierungen unabhängiger Katholiken kurz. Stadtdechant Wilfried Schumacher wollte die Konfliktgruppen nun mit anderen Bonner Gemeindevertretern an einen Runden Tisch bringen. Das scheiterte angeblich an "Terminschwierigkeiten"."Jetzt erst recht", heißt es trotzig von den drei unabhängigen Katholikengruppen aus Bad Godesberg und Beuel. Sie wollen an ihrer für Freitag, 1. April, ab 19 Uhr geplanten Kundgebung auf dem Münsterplatz festhalten. Die sollte eigentlich parallel zum Runden Tisch mit Gesang und Gebet die Bemühungen des Stadtdechanten unterstützen.

"Wir sind fassungslos: Die Kirchenleitung in Köln sieht den Dialog mit den Christen ihrer Gemeinden als überflüssige und lästige Pflicht an, die sie nach Gutdünken abstreifen kann, um so weiterzumachen wie bisher", erklären die Gruppierungen "Katholiken-am-Ennert", "Auch-wir-sind-Gemeinde" und "Katholiken-im-Burgviertel" am Dienstag in einer Presseerklärung. Man wolle sich nicht mehr wie unmündige Kinder nach Gutsherrenart einschüchtern und abspeisen lassen.

"Eine moderne Kirche braucht Kommunikation auf Augenhöhe. Tragisch und kontraproduktiv wäre es, wenn Machtspiele hier eine Rolle spielten", äußert sich Sabine Depew, die kürzlich im Zuge des Konflikts aus dem Pfarrgemeinderat der Godesberger Südgemeinde austrat.

In Internetforen wird kritisiert: "Der Dialog zwischen der Basis und der Amtskirche ist abgewürgt, und die dummen Gemeindemitglieder sind endlich ruhig gestellt." Niemand möge sich wundern, wenn sich immer mehr Christen "von solchen Kirchenführern" abwenden.

Enttäuschung herrscht auch darüber, dass bei der vom Erzbistum als Ersatz angebotene Informationsveranstaltung im Mai ausgerechnete die von Unruhen betroffenen Gemeinden nicht eingeladen sind. "Wie viel Angst müssen Bistum und Dekanat Bad Godesberg eigentlich vor ihren Gläubigen haben, dass man glaubt, unbequeme Wahrheiten weiter aussitzen zu können?", fragen die Gruppen.

Man gebe nicht auf. Man lasse Joachim Kardinal Meisner und seine Helfer nicht aus ihrer Verpflichtung, in Demut Christus zu folgen und ihre Gemeinden als einen sorgsam zu hütenden Schatz zu behandeln. "Glauben zeigt sich in der Tat. Wir handeln und laden alle Christen Bonns zur Kundgebung ein."

Der von Weihbischof Heiner Koch als Ersatz zum Runden Tisch versprochene Gesprächsabend solle ausdrücklich den anderen Bonner Gemeinden die Chance bieten, alles das zu äußern, was ihnen auf den Nägeln brenne, erläuterte am Dienstag Christoph Heckeley, Pressesprecher des Erzbistums. Man habe die Godesberger und Beueler Katholiken ausgenommen, "weil bei ihnen wegen ihrer gravierenden Probleme ja direkte Gespräche stattfinden."

Nach GA-Informationen sind Gespräche zwischen Ennert-Vertretern und Weihbischof Koch über eine zeitliche Verlängerung von Pater Innocent Lyimos Tätigkeit in Beuel auf gutem Wege. Gleichwohl hat hier wie in Bad Godesberg das Erzbistum mit seiner Personalrochade von Priestern vollendete Tatsachen geschaffen.

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