Premiere Erster Bonner Klima-Preis geht nach Vilich-Müldorf

Bonn/Vilich-Müldorf · Die Stadt Bonn hat zum ersten Mal den Bonner Klima-Preis verliehen. Mit ihm werden Bonner Initiativen ausgezeichnet, die sich in der Stadt für den Klimaschutz engagieren.

Katja Döner und Jury-Mitglied Daniela Baum im grünen Kleid verleihen den ersten Preis an den Bürgerverein Villich-Müldorf.

Katja Döner und Jury-Mitglied Daniela Baum im grünen Kleid verleihen den ersten Preis an den Bürgerverein Villich-Müldorf.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Freude steht Joachim Clemens vom Bürgerverein Vilich-Müldorf ins Gesicht geschrieben. Der Bürgerverein hat mit seinem Klimatag und dem Klimatopf den Bonner Klima-Preis gewonnen. Oberbürgermeisterin und Schirmherrin Katja Dörner freute sich bei der Verleihung am Mittwochabend über die große Resonanz und betonte, dass die Stadt das Ziel der Klimaneutralität allein nicht erreichen könne und somit auf die Mitwirkung der Stadtgesellschaft angewiesen sei. Auch die Schülervertretung der Gesamtschule Bonn-Beuel, die Evangelische Johanniskirche in Duisdorf und der Entsorgungsbetrieb Hündgen können sich über einen Platz auf dem Treppchen freuen. Aufgrund der guten Qualität der eingereichten Projekte hatte sich die Jury dafür entschieden, zwei Mal den dritten Platz zu vergeben.

Die Gewinner aus Vilich-Müldorf konnten die Jury laut Jurymitglied Daniela Baum von Germanwatch vor allem mit ihrem Konzept des Klimatopfs überzeugen. Für den Klimatopf sammelt der Bürgerverein Spenden bis zu einer Zielmarke von 2000 Euro. Interessierte Bürger können sich dann auf eine Förderung für eine Fotovoltaikanlage in Höhe von 2000 Euro bewerben.

Spenden sammelt der Bürgerverein unter anderem dadurch, dass Leute ihren CO2-Verbrauch beim Bürgerverein kompensieren können. „Immer wenn ihr nach Mallorca fliegt, müsst ihr nicht an den Regenwald spenden, sondern könnt die Klimaschutzmaßnahmen von unserem Bürgerverein unterstützen“, sagt Rüdiger Heidebrecht vom Bürgerverein.

Die Idee ist dem Vorstandsmitglied Joachim Clemens beim Duschen gekommen: „Die besten Ideen fallen einem immer beim Duschen ein. Zusätzlich braucht es aber auch immer einen Vorstand, der empfänglich für gute Ideen ist.“ Weiterentwickelt werden die Ideen dann beim jährlich stattfindenden Klimatag, auf dem Vorträge über verschiedene Klimaschutzthemen gehalten werden sowie Saatgut und Gartenerde verteilt werden.

Car-Frei-Tag überzeugt Jury

Die Schülervertretung der Gesamtschule Bonn-Beuel wiederum will Eltern davon überzeugen, ihre Kinder nicht mehr mit dem Auto zur Schule zu bringen. Mit ihrem Car-Frei-Tag überzeugte die Schülervertretung die Jury und belegte den zweiten Platz. Der Car-Frei-Tag sollte auch den anderen Schülern zeigen, dass Autofahren „nicht mehr cool ist“, so die Schülerin Nasrine Biaou. Dazu wurden die Parkplätze der Gesamtschule mit selbstgemalten Bannern abgesperrt und die Autofahrer bekamen einen Flyer überreicht.

Initiiert von zehn Schülern der Schülervertretung hat der Car-Frei-Tag bereits zweimal stattgefunden und soll voraussichtlich bis zum Sommer im monatlichen Takt fortgesetzt werden. Bald dann auch mit neuem Partner: „Vielleicht sogar schon ab April will der Radentscheid Bonn unsere Idee übernehmen und einen Bonn-weiten Car-Frei-Tag initiieren“, freut sich der Lehrer Richard Kneupner.

Den dritten Platz teilen sich die evangelische Johannisgemeinde aus Duisdorf und der Entsorgungsbetrieb Hündgen in Beuel. Die evangelische Johannisgemeinde hat sich für ihren Beitrag zum Klimaschutz etwas ganz Besonderes ausgedacht: Statt die Kirche herkömmlich zu beheizen, hat die Gemeinde unter den Kirchenbänken eine Infrarotheizung installiert, die lediglich die Bänke und die darauf sitzenden Menschen erwärmt.

Laut Wolfgang Schmiedecken, Mitglied des Arbeitskreises „Schöpfung bewahren“, ist der große Vorteil, dass mit der Unterbank-Infrarotheizung viel zielgenauer geheizt werden kann: „Bei einer normalen Beheizung der Kirche haben wir bisher eher die Decke geheizt, da die warme Luft nach oben steigt.“ Andere Kirchengemeinde haben laut Schmiedecken schon Interesse an der Unterbank-Infrarotheizung angemeldet. Für ihr Engagement wurde die Gemeinde zudem bereits mit dem Zertifikat „Grüner Hahn“ ausgezeichnet, der nachhaltiges Umweltmanagement von Kirchengemeinden auszeichnet.

Eine ähnliche Richtung hat auch das Unternehmen Hündgen Entsorgung eingeschlagen. Das Familienunternehmen macht sich schon länger Gedanken, wie es sein Unternehmensgelände in Beuel nachhaltiger gestalten kann und hat dabei das Konzept einer „Green Deal Area“ entwickelt. „Hand in Hand mit den Handwerks- und Künstlerbetrieben, die auch auf dem Gelände sitzen, konnten wir so Projekte entwickeln, bei denen wir gegenseitig von den Spezialfähigkeiten profitieren konnten“, sagt Geschäftsführer Winfried Hündgen. Hündgen Entsorgung plant derzeit eine biobasierte Vergaseranlage, die nicht mehr recycelbare Plastikabfälle in ein Synthesegas umwandelt. Die dadurch gewonnene Energie könnte dann auch von den anderen beteiligten Unternehmen genutzt werden.

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