Kommentar: Ein Balanceakt

Für die Bürger dürfte es auf den ersten Blick wohl ziemlich egal sein, wie die Stadt Bonn die Abfallentsorgung organisiert. Hauptsache ist, die Gebühren bleiben stabil und klettern nicht stetig nach oben.

Das wäre aber künftig der Fall, wenn alles so bleibt wie es ist. Sagen jedenfalls die Experten. Denn die europäische Union gibt, wie mittlerweile in vielen Lebenslagen, die Richtung vor, und demnach muss sich wohl oder übel auch Bonn bewegen.

Das Ganze ist ein Balanceakt für Rat und Verwaltung, müssen sie bei ihren Entscheidungen nicht nur die Rechtslage, die Interessen der Gebührenzahler und die von rund 400 Mitarbeitern des Amtes für Abfallwirtschaft im Auge haben, sondern auch die von rund 100 Mitarbeitern der Müllverbrennungsanlage.

Und deren Arbeitsplätze wären gefährdet, bliebe es beim Status Quo. Die MVA könnte nur noch auf Sparflamme brennen und schriebe über kurz oder lang rote Zahlen. Dann rächte sich, dass die Anlage einst für Bonner Verhältnisse überdimensioniert worden ist und heute ohne Mülltourismus nicht ausgelastet wäre.

Andererseits kommt die MVA den Bürgern indirekt wieder zu Gute: Zum einen nutzt man den Dampf zum Erzeugen von Strom und Fernwärme im benachbarten Heizkraftwerk Nord und spart somit Gas. Zum anderen subventionieren die SWB als Eigentümerin mit den MVA-Überschüssen den öffentlichen Nahverkehr.

Trotz allem: Ob die Änderung einer Rechtsform in Zukunft wirklich für stabile Müllgebühren in Zukunft sorgt, da kann man aus der Erfahrung heraus eher so seine Zweifel haben.

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