Kommentar: Schwieriger Balance-Akt

Beim Geld hört alle Freundschaft auf. Wie recht der Volksmund damit hat, dürfte sich in den nächsten Monaten auch in Bonn zeigen: Wenn der Rat darüber diskutiert, wie die Stadt ihren Schuldenhaushalt in den Griff bekommen soll.

Es wird darum gehen, wie das knappe Geld verteilt wird, und die Interessengruppen formieren sich stärker als je zuvor. Die Kulturfans sind schon lange gut vernetzt und kämpferisch. Zum ersten Mal schmieden nun aber auch die Sportfreunde eine breite Allianz, um Kürzungen und neue Gebühren abzuwehren.

Die Fördervereine der Freibäder schließen sich ebenfalls zusammen; weitere Lobbygruppen werden womöglich folgen. Erfreulich, dass weder die Bonner Kultur noch der Sport in eine aggressive Verteilungsdebatte einsteigen, sondern miteinander reden wollen. Der Beginn eines Dialogs, aus dem die Entscheider in der Stadtverwaltung und im Rat ihre Schlüsse ziehen können.

Sie werden einen Balance-Akt vollbringen müssen. Einerseits lässt sich der Wert von Kultur schwerlich in Euro bemessen. Andererseits investiert die Stadt deutlich mehr Geld in die kulturellen Angebote als in die Sportförderung, obwohl die Bonner ihre Sportplätze und Turnhallen intensiv nutzen. Verständlich, dass die Vereine dieses Ungleichgewicht beklagen - und zu ihren Gunsten verändern wollen.

Die große Herausforderung für Stadtspitze und Kommunalpolitiker ist nun, einen Konsens zu finden, mit dem möglichst viele Bonner leben können. Eine Bürgerbefragung könnte dabei helfen - wenn sie denn konkret genug ist. Die im Frühjahr geplante Internetabstimmung dürfte in dieser Grundsatzfrage allerdings wenig weiterhelfen.

Fakt ist: Die Stadt kann jeden Euro nur einmal ausgeben. Auch wenn im Moment die Steuern sprudeln, darf es bei 1,36 Milliarden Euro Schulden ein "Weiter so" nicht geben. Was ist, wenn die Zinsen steigen? Was, wenn die Konjunktur einbricht? Bonn muss sich entscheiden, ob die finanzpolitischen Schwerpunkte noch richtig gesetzt sind.

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