Kommentar: Verhandeln statt streiten

Starke Stadtwerke sind gut für die Kommune: Sie vermindern die Abhängigkeit von Energieriesen wie RWE oder EON, wenn sie möglichst viel Energie selbst produzieren und die Leitungsnetze selbst betreiben.

Mit den Gewinnen aus dem Energiebereich subventionieren sie die Verluste aus dem Nahverkehr, der niemals kostendeckend zu betreiben sein wird. Vor dem Hintergrund der Energiewende sichern sie der Stadt größtmögliche Eigenständigkeit.

Doch die Konkurrenten schlafen nicht. Da ist es alles andere als erfreulich, wenn bei der SWB Zeit und Kraft mit Streitigkeiten im eigenen Hause verschwendet werden. Dass zeitgleich zwei Schlichtungsverfahren mit den Anteilseignern aus dem Rhein-Sieg-Kreis anhängig sind, deutet auf ein zerrüttetes Verhältnis zwischen den Partnern hin. Wobei eines klar scheint: Profitiert hat von der Beteiligung an der SWB-Energietochter bisher vor allem der Landkreis.

Anders als in einer miesen Ehe ist eine Scheidung in diesem Fall keine Lösung - die Stadt Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis brauchen einander. Nur gemeinsam können sie den drohenden Verkehrsinfarkt in der Region verhindern. Ohne neue Baugebiete im Umland wird das wachsende Bonn seinen Wohnraummangel nicht beheben.

Tourismusmarketing ist erfolgversprechender, wenn man am selben Strang zieht, ebenso wie das Ringen um Fördergelder im Wettstreit der NRW-Regionen. Die Zwistigkeiten bei den Stadtwerken mit harten Bandagen beizulegen, ist also keine Option. Jetzt kommt es auf das Verhandlungsgeschick und die Kompromissbereitschaft der Politiker beider Seiten an.

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