Kommt ein Falter geflogen

Uns Stadtmenschen wird ja immer nachgesagt, wir hätten den Kontakt zur Natur verloren. Das Folgende ist die Geschichte einer Begegnung mit der Natur, wie sie intensiver kaum denkbar ist - und erinnert stark an den Kino-Film "Alien".

Kommt ein Falter geflogen
Foto: Dietmar Kanthak

Bonn. Uns Stadtmenschen wird ja immer nachgesagt, wir hätten den Kontakt zur Natur verloren. Es soll Kinder geben, die noch nie einer Kuh persönlich begegnet sind. Das Folgende ist die Geschichte einer Begegnung mit der Natur, wie sie intensiver kaum denkbar ist.

Wie jeden Morgen ging ich am Mittwoch nach draußen, um die Zeitung zu holen. Und dann passierte auf dem Weg zum Briefkasten alles ganz schnell. Es fühlte sich an, als bekäme ich einen Schlag aufs rechte Ohr. Und erkannte ziemlich schnell, dass sich ein Fremdkörper in meine Gehörgänge geschraubt hatte. Und zwar so tief, dass er/sie/es mit Bordmitteln nicht herauszubekommen war.

Ich will hier nicht ins Detail gehen, aber das Gefühl regelmäßig schlagender Flügel im rechten Ohr und der damit verbundene Druck sind eine bizarre Erfahrung.

Die Hals-Nasen-Ohren-Ambulanz auf dem Venusberg hat schon viel gesehen, aber der Nachtfalter, den sie mir dort aus dem Ohr gezogen haben, darf als kleine Sensation gelten.

Anders als von der HNO-Ärztin zunächst prognostiziert, hatte der Großschmetterling die Invasion ins Ohr überlebt und zeigte, von der Pinzette fixiert, was er noch drauf hatte: fideler Falter. Dergleichen kommt vor, wenn auch selten. Ich kannte solche Geschichten bisher nur aus dem Kino. Ganz extremer Fall: "Alien".

Die größte Sammlung von Nachtfaltern weltweit befindet sich übrigens im Museum Witt in München. Sie sind alle tot. Mein temporärer Untermieter hat es besser. Er durfte am Mittwoch in die Freiheit fliegen. Hoffentlich gefällt ihm der Venusberg.

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