Tunesien: Zwei Bonnerinnen starben Konsul verspricht Aufklärung nach tödlichen Schüssen

Bonn · 200 Menschen demonstrieren vor der tunesischen Vertretung in Bonn und fordern eine schonungslose Untersuchung.

200 Menschen haben am Samstag wegen der Todesumstände von Ahlem und Onus D. vor dem tunesischen Generalkonsulat an der Godesberger Allee demonstriert. Sie forderten Gerechtigkeit und eine lückenlose Aufklärung des Dramas, bei dem die Cousinen im tunesischen Kassine durch die Schüsse von Zivilpolizisten ums Leben kamen.

Neben Familienmitgliedern waren auch viele Bonner vor das Tor des Konsulats gekommen. Sie hielten Bilder von Ahlem und Onus in die Luft und beteten. Auf Plakaten zweifelten sie an der Rechtsstaatlichkeit Tunesiens: "Wen rufe ich an, wenn die Polizei der Mörder ist", stand dort geschrieben.

Aziza Dalhoumi, die Tante Ahlems, hatte zu der Kundgebung aufgerufen. "Meine tunesische Stimme wurde nicht gehört, dafür war meine deutsche um so lauter", sagte sie zu der Menge. Sie kritisierte die Ermittlungsmethoden vor Ort. Bisher seien die Polizisten, die auf die jungen Frauen schossen, als sie im Auto nahe der Stadt Kasserine unterwegs waren, auf freiem Fuß.

Vom Innenminister und den Behörden in Tunesien gebe es keine neue Stellungnahmen. "Dort vertritt man die Ansicht, dass es richtig gewesen sei zu schießen", sagte Dalhoumi. Die Polizei habe die fünf jungen Frauen im Auto angeblich für Terroristen gehalten. Es habe keine Beileidsbekundungen gegenüber der Familie gegeben, so Aziza Dalhoumi. Hätten sich die deutschen Behörden nicht eingeschaltet, glaubt sie, wäre der Fall "unter den Teppich gekehrt worden".

Unter Tränen schilderte Sonja, die Cousine Ahlems und Schwester der 23-jährigen Jasmin aus Bonn, die ebenfalls im Auto saß, wie sie die vergangenen Tage erlebt hat. Ahlems Schwester Sondes hatte sie direkt nach dem Unglück am 23. August angerufen und nur in den Hörer geschrien. "Niemand wusste, was los war, selbst im Krankenhaus nicht", sagte sie. Am Freitag war sie aus Kasserine zurückgekehrt. Den Tod ihrer Schwester und ihrer Cousine könne sie nicht realisieren. "Es ist alles so unwirklich, die Trauer ist riesig."

Als die Demonstranten das Gelände der tunesischen Vertretung betraten und den Generalkonsul Hichem Marzouki aufforderten, sich zu äußern, trat er vor die Menge. "Es ist schrecklich, was passiert ist. Ich verspreche, mich für die lückenlose Aufklärung beim Innenministerium einzusetzen", sagte er.

Zine Chabani, Mitarbeiter im Konsulat, versicherte, dass eine unabhängige Kommission die Todesumstände von Ahlem und Onus untersuchen werde. "Das tunesische Volk trauert", sagte er. So schmerzlich der Verlust für Familie und Freunde auch sei, man müsse abwarten und Vertrauen in die tunesische Justiz haben. Die sei nach dem arabischen Frühling vor vier Jahren noch jung, es gebe auch weiterhin Korruption. "Aber die Wahrheit wird ans Licht kommen."

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