Künstler spielen für Senioren Konzert auf dem Gehweg

Tannebusch. · Bei dem Projekt „Musik vor Seniorenheimen“ helfen sich Künstler und ältere Menschen. Wie vor dem Lotte-Lemke-Haus in Tannenbusch: Begeistert haben Senioren den Künstlern zugehört.

 Mit ihrer Musik begeistern die Künstler Nele Büschgens und Luca Lis die Bewohner des Lotte-Lemke-Hauses.

Mit ihrer Musik begeistern die Künstler Nele Büschgens und Luca Lis die Bewohner des Lotte-Lemke-Hauses.

Foto: Sofia Grillo

Die Notenblätter der Musiker und Schauspieler Nele Büschgens und Luca Lis wehen im kalten Wind, als sie ihren Verstärker, die Gitarre und das Mikrophon bereitstellen. Von unten sind im Lotte-Lemke-Haus schon einzelne Köpfe mit grauen Haaren über den Balkongeländern zu sehen. „Eins, zwei, drei, Test“ – Büschgens stellt das Mikrophon ein, und dann beginnt das Konzert. Künstler und Senioren halten in der Corona-Krise zusammen.

Die Krise hat viele Betroffene. Zwei Gruppen kommen bei dem Projekt „Musik vor Seniorenheimen“ der Brotfabrik, der Bürgerstiftung Bonn und der Stiftung Musikleben zusammen. Die Senioren, die wegen der wegfallenden Begegnungen zu vereinsamen drohen, lauschen nun den Künstlern, die keine Bühne mehr haben und denen die Aufträge fehlen. Der Musiker Georg Brinkmann, der vorher in Heimen mit Senioren musiziert hat, hat das Projekt im ersten Lockdown angestoßen. Im Sommer gab es insgesamt 32 Konzerte mit 14 beteiligten Musikern oder Ensembles vor 15 Heimen, darunter auch zwei Heime für Menschen mit Behinderung. „Das Konzept lief sofort sehr gut. Die Heime waren froh, überhaupt etwas anbieten zu können“, sagt Brinkmann. Und: „Die Heime berichteten, dass die Bewohner ganz beschwingt waren und noch tagelang davon erzählten. Wichtig war auch das Gefühl, nicht von der Außenwelt vergessen zu sein.“

Das Lotte-Lemke-Haus ist ein Wohnhaus für Menschen über 60 Jahre der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Bonn-Stadt. Einer der Bewohner ist Heinz Schüller. Er hört sich das Konzert aus nächster Nähe an. Als die Musiker „Fly me to the Moon“ anstimmen, summt er die Melodie mit. „Sonst gibt es kaum noch etwas, das wir unternehmen können. Ich bin wenigstens gut zu Fuß und kann noch Spaziergänge machen. Doch andere Bewohner des Hauses können nicht mal das“, sagt Schüller.

Auch für Büschgens und Lis ist es derzeit schwer, künstlerisch tätig zu sein. Während Lis mitten im Schauspielstudium ist, ist Büschgens bereits fertig und hat sich selbstständig gemacht. „Ich habe mir das auch anders vorgestellt. Seit Corona gibt es kaum Stellenausschreibungen und Möglichkeiten“, sagt sie. Das sei frustrierend.

Für ihre Auftritte vor den Seniorenheimen bekommen sie von den Stiftungen und der Brotfabrik eine Spende. Brinkmann sagt dazu: „Das Projekt ist für einzelne Musiker auch finanziell eine wichtige Stütze. Ein Musiker berichtete mir, dass er ohne die Aktion nicht gewusst hätte, wie er es über den Sommer geschafft hätte.“

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