Kriminalität: 81 Einbrüche in Bonn und der Region in sieben Tagen

Polizei veröffentlicht "Einbruchatlas" - Hilfe vom Weißen Ring

Bonn. 81 Einbrüche in Bonn und der Region, davon 50 im Stadtgebiet Bonn: In den vergangenen sieben Tagen sind erneut Kriminelle wieder verstärkt in Wohnungen und Einfamilienhäuser eingestiegen. Das zeigt der von der Polizei am Mittwoch veröffentlichte "Einbruchatlas".

Danach haben die Ermittler in Bonn, im Vorgebirge, in Wachtberg, Königswinter und Bad Honnef seit 1. Oktober 455 Einbrüche registriert. In der vergangenen Woche waren vor allem der Stadtbezirk Bonn mit 21, Beuel mit 18 und Bad Godesberg mit neun Taten betroffen. Das Entdeckungsrisiko der Einbrecher ist bei früh einsetzender Dunkelheit gering; die Aufklärungsquote der Polizei beim Wohnungseinbruch liegt bei zwölf Prozent.

Dass Ganoven leichtes Spiel haben, hat Alexander L. aus Bonn vor gut einem halben Jahre erfahren: "Als wir nach Hause kamen, war ich verwundert, dass der Schrank offen stand. Und dann wurde mir schlagartig klar, dass bei uns eingebrochen worden ist." Der Einbrecher war durch die Balkontür gekommen. Er hatte sie mit einem Schraubenzieher aufgebrochen und Geld und Schmuck mitgenommen.

"Das war schlimm, doch viel schlimmer war, dass ein Fremder in unserer Wohnung war. Es war ein Schock, und die Angst ist immer noch da", gibt L. zu. Nachts finde er oft nur ganz schlecht in den Schlaf. "Die nachträglich eingebauten Sicherungen vermitteln mir zwar einen gewissen Schutz, doch die Angst, dass der Täter wiederkommt, lässt mich nicht los."

Diese Gefühle kennt Jörg Beck. Der Leiter der Opferschutzorganisation Weißer Ring für den Bonner Raum hat mit vielen Betroffenen gesprochen und die Erfahrung gemacht: "Das Eindringen in den privaten Bereich führt bei den meisten Menschen zu psychischen Belastungen, unabhängig davon, ob etwas entwendet wurde oder nicht.

Die Reaktionen reichen von einem Drang, alles zu waschen und sauber zu machen, was von fremden Händen berührt worden sein kann bis hin zu einem Wechsel der Wohnung." Kaum ein Opfer überstehe einen Einbruch in seine Privatsphäre ohne seelische Folgeschäden. Diese wiederum können nach Angaben Becks zu nachhaltigen Beeinträchtigungen im privaten und beruflichen Bereich führen.

InfoDie Außenstelle Bonn des Weißen Rings bietet Opfern jederzeit Hilfe an - Kostenlos unter der Rufnummer (08 00) 08 00 34 3.

Häufig müssten Opfer von Einbrüchen auch erleben, dass die Umwelt wenig Verständnis für die Folgen dieser Straftat aufbringe, das heißt, sie nicht ernst nehme. Beck: "Wenn dazu noch der Verlust von sehr persönlichen Dingen wie Erbstücken, Familienschmuck oder Wertgegenständen kommt, die unersetzlich sind, wird die Betroffenheit und das Gefühl der Unsicherheit noch größer."

Angesichts der vermehrten Einbrüche fordert der Bürger Bund Bonn die Landesregierung auf, mehr und vor allem jüngere Polizisten für Bonn einzustellen, weil der Kriminalität nur durch mehr Präsenz vor Ort begegnet werden könne.

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