Polizeipräsidium Bonn Kriminalstatistik 2013: 2895 Straftaten weniger

BONN · Die zentrale Botschaft anlässlich der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2013 verkündete die Bonner Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa gleich vorweg: "Das Risiko, Opfer einer Straftat in unserem Zuständigkeitsbereich zu werden, ist nochmals gesunken und hat den niedrigsten Stand seit zwölf Jahren erreicht."

Die Zahl der registrierten Straftaten sank nach ihrer Aussage erneut um knapp 2900 Fälle, von 49 157 auf 46 262 im vergangenen Jahr, was einem Minus von knapp sechs Prozent entspreche. Die Aufklärungsquote bewegte sich mit 44 Prozent in etwa auf dem Vorjahresniveau (44,3 Prozent).

Trotz der positiven Gesamtentwicklung machte Brohl-Sowa keinen Hehl daraus, dass ihr ein bestimmter Bereich unverändert Sorgen bereitet: die hohe Zahl der Wohnungseinbrüche. Daher will sie weiterhin den "Behördenschwerpunkt" auf die Prävention legen. Eine wichtige Erkenntnis für Brohl-Sowa ist auch, dass "die unglaubliche Fallzahlsteigerung aus dem Jahr 2012", in dem die Polizei im Vergleich zum Vorjahr über 25 Prozent mehr Einbrüche verzeichnete, gestoppt sei.

2013 stiegen die Zahlen nur noch leicht um 60 Delikte auf 2708 Fälle, was ein Plus von 2,3 Prozent darstellt. Auch wenn das Niveau "zu hoch" sei, hat sie seit dem Sommer "einen positiven Trend" ausgemacht. Dabei wies sie daraufhin, dass 1276 Einbrüche "im Versuchsstadium steckengeblieben waren". Aus ihrer Sicht ein Hinweis darauf, "dass sich die Menschen mehr schützen und die Polizei gute Präventionsarbeit leistet".

Dass sich die Ermittler ins Zeug legen, bekräftigte auch die Leitende Polizeidirektorin Gerlinde Hewer-Brösch. So habe man 2013 insgesamt 223 Tatverdächtige festgenommen, acht mehr als im Vorjahr. Zudem betreibe man viel Aufwand, um die Hehler ausfindig zu machen, führte Hewer-Brösch aus, die bei Einbrechern eine "erhebliche Zunahme" überörtlicher Banden registriert. Den Tätern würden die offenen Grenzen sowie die gute Verkehrsinfrastruktur in Nordrhein-Westfalen mehr Möglichkeiten eröffnen.

Positiv in der Statistik fällt die Abnahme der Gewaltdelikte auf. 2013 registrierte die Polizei im Vergleich zum Vorjahr 106 Fälle weniger, was einen Rückgang von 6,5 Prozent auf 1527 Fälle bedeutet. Zwei Drittel aller Fälle wurden aufgeklärt, so Hewer-Brösch.

Zurückgegangen ist auch die Straßenkriminalität, zu der neben Straßenraub und Taschendiebstahl auch Kraftfahrzeugdelikte zählen. Hier verzeichnet die Statistik 2013 ein Minus von knapp zehn Prozent auf 13 658 Fälle, was laut Polizei der niedrigste Stand seit 13 Jahren ist. Auch der Diebstahl aus Kraftfahrzeugen war rückläufig und fiel von 4054 auf 3319 Delikte. Dabei will Hewer-Brösch nicht verhehlen, dass der Diebstahl fest eingebauter Navigationsgeräte aus hochpreisigen Fahrzeugen die Polizei umtreibt. Vor allem weil der Sachschaden erheblich sei.

Ein spektakulärer Fahndungserfolg gelang allerdings einer eigens eingerichteten Ermittlungsgruppe um Kriminalhauptkommissar Klaus Roost: Diese konnte eine Serie von Motorrollerdiebstählen aufklären und neun zumeist jugendliche Tatverdächtige überführen. Der jüngste Dieb war zwölf Jahre alt. Der Gruppe werden laut Roost mehr als 150 Diebstähle zur Last gelegt, begangen im Bonner Norden und in Alfter.

"Roller waren das Lebenselixier der Jungs", sagte Roost. Zwei Abschlepper voll mit Diebesgut, das die Polizei alleine im Haus und einer Garage eines der Tatverdächtigen sicherstellen konnte, präsentierte der Ermittler auf der Wache an der Bornheimer Straße. Darunter ein nicht zugelassener Miniroller, mit dem der Zwölfjährige in Tannenbusch unterwegs war.

Das meinen Polizeigewerkschaft und Bund der Kriminalbeamten

"Überwiegend positiv" bewertet Udo Schott, Vorsitzender der Kreisgruppe Bonn der Gewerkschaft der Polizei (GdP), die Zahlen der PKS. Der Rückgang der Straftaten sei erfreulich, weil weniger Straftaten mehr Sicherheit und Lebensqualität für die Region bedeuteten.

"Bonn zählt zu den sicheren Großstädten in NRW und Deutschland." Nicht zufrieden ist Schott mit der Gesamtaufklärungsquote: "43,9 Prozent ist eher ein unterer Wert im Vergleich der Kreispolizeibehörden in NRW." Ähnliches sagt Hermann-Josef Borjans, Bezirksvorsitzender des Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) in Bonn, gerade mit Blick auf die Einbruchskriminalität: "Die Fallzahlen steigen, und die Aufklärungsquote sinkt."

Borjans moniert, "das in NRW bis zu 2000 Kriminalisten fehlen, die jung sind und als professionelle Ermittler ausgebildet sind". Auch sei die polizeiliche Kriminalstatistik nicht mehr zeitgemäß, "um das Hell- und Dunkelfeld der Kriminalitätsbelastung in Bonn, NRW und auch im gesamten Land realistisch darzustellen".

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