Kritik am Streik-Veto aus Köln

Grünen fordern Schüler auf, trotzdem zur Demonstration gegen die Bildungspolitik zu gehen

Bonn. Auf heftige Kritik stößt bei Schülern das Rundschreiben der Bezirksregierung Köln an alle Schulleiter, ihren Schülern für die Teilnahme am Schülerstreik gegen die Bildungspolitik keine Beurlaubung vom Unterricht zu gewähren.

Dafür gebe es nach dem Schulgesetz keinen "wichtigen Grund", hatte die Bezirksregierung argumentiert. Die Schüler könnten auch nach Unterrichtsschluss demonstrieren. "Wir haben geplant und geplant und zum ersten Mal gab es etwas, wofür man sich wirklich einsetzen konnte.

Nun stellt sich natürlich die Frage . . . was läuft falsch im deutschen Staat, wenn Schüler nicht einmal mehr demonstrieren dürfen? Ist das nicht fast schon eingreifend in die Würde des Menschen?", bringt etwa ein Schüler des Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums am Dienstag seine Enttäuschung in einer E-Mail an den GA auf den Punkt.

Auch die Ratsfraktion der Grünen zeigt für die Reaktion aus Köln kein Verständnis. Im Gegenteil, sie ruft die Schüler ausdrücklich dazu auf, trotzdem am MIttwochvormittag auf die Straße zu gehen und von ihrem Demonstrationsrecht Gebrauch zu machen. "Es ist völlig richtig, dass die Schüler demonstrieren, um auf das miserable Bildungssystem aufmerksam zu machen", sagte Grünen-Fraktionssprecherin Dorothee Paß-Weingartz.

Den Schülerinnen und Schülern die Teilnahme nun nicht zu erlauben, sei ein Versuch, weiter Druck auf die Schülerschaft auszuüben, "damit sie die Missstände des Schulsystems nicht weiter an die Öffentlichkeit befördern", vermutet die Grünen-Politikerin.

Joachim von Maydell von der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft hält es für politisch nicht besonders klug, den Schülern die Beurlaubung zu verweigern. "Das heizt den Konflikt nur weiter an", ist er überzeugt.

Die bundesweit geplante Demonstration wird in Bonn von einem Verbund aus Schülern organisiert und soll am Mittwoch um 9.30 Uhr auf dem Münsterplatz beginnen. Die zentralen Forderungen der Schüler sind unter anderem die Abschaffung von Kopfnoten, des Zentralabiturs und der Schulzeitverkürzung.

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