Bonner Streit um ÖPNV-Tarif Kritik an Preiserhöhung für Bus und Bahn des VRS

Bonn · Bus- und Bahnfahren soll ab Januar wieder teurer werden. Wenige Tage, bevor die VRS-Verbandsversammlung die Tariferhöhung beschließen wird, hagelt es seitens der Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbände Kritik.

 Bus- und Bahnfahren soll ab Januar im Gebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg wieder teurer werden.

Bus- und Bahnfahren soll ab Januar im Gebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg wieder teurer werden.

Foto: GA/Benjamin Westhoff

Die geplante Preiserhöhung für Bus- und Bahntickets des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS) um durchschnittlich 1,5 Prozent hat die Wohlfahrtsverbände und Gewerkschaften auf den Plan gerufen. Sie fordern von allen Mitgliedern der VRS-Verbandsversammlung, die am Donnerstag über die Preiserhöhung entscheiden wird, mit Nein zu stimmen.

Nach derzeitigem Stand dürfte diese Forderung indes auf taube Ohren stoßen. Bisher haben lediglich die in die Verbandsversammlung entsandten Politiker Rolf Beu (Grüne), Gabi Mayer (SPD) und Jürgen Wehlus (CDU) erklärt, gegen die Erhöhung stimmen zu wollen. Auf die Frage, wie Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) als städtische Vertreterin in der Verbandsversammlung abstimmen wird, hieß es von Vizestadtsprecher Marc Hoffmann: „Wenn diese steigenden Kosten in Bonn nicht mehr durch die Einnahmen der Stadtwerke Bonn gedeckt werden können, leistet die Stadt eine Ausgleichsfinanzierung. Ist dies nicht möglich, müssen die Kosten über höhere Ticketpreise gedeckt werden.“ Daher solle ein VRS-weiter Kompromiss gefunden werden. Vor diesem Hintergrund fänden bis zur Sitzung am Donnerstag noch Gespräche statt. Im Anschluss an die Sitzung werde ein Statement der OB veröffentlicht.

Fakt ist: Sollte es nicht zu einer Preiserhöhung kommen, fehlen den kommunalen Aufgabenträger und den in deren Besitz befindlichen Verkehrsunternehmen weitere Millionen in den Kassen. Für Bonn bedeute das dem Vernehmen nach ein Minus von bis zu zwei Millionen Euro.

„Fahrpreiserhöhungen machen den ÖPNV unattraktiver“

Bernd Weede, Vorsitzender des DGB-Kreisverbands Bonn/Rhein-Sieg, sieht in der geplanten Fahrpreiserhöhung ein falsches Zeichen für die Sozialpolitik. „Sie betrifft vor allen Menschen mit geringem Einkommen, aber auch die Berufspendlerinnen und -pendler, die durch steigende Miet- und Mobilitätskosten doppelt belastet werden“, kritisiert der Gewerkschafter in einer Pressemitteilung der Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbände am Montag. Fahrpreiserhöhungen machten den ÖPNV zudem unattraktiver und den Umstieg vom Auto auf Busse und Bahnen unwahrscheinlicher, ist er überzeugt.

Für den Deutschen Mieterbund Bonn/Rhein-Sieg/Ahr erklärt Bernhard „Felix“ von Grünberg: „Vor allem die Parteien, die in ihren Wahlprogrammen und Koalitionsverträgen für einen schrittweisen Einstieg in den fahrscheinlosen Nahverkehr geworben haben, machen sich – auch mit einem kleinen Kompromiss – unglaubwürdig. Wir appellieren darum an die Politikerinnen und Politiker aller Parteien, gegen eine Fahrpreiserhöhung zu stimmen.“

Deutliche Worte findet auch Ulrich Hamacher. Der Geschäftsführer des Diakonischen Werks Bonn und Region ist zugleich Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Bonn und spricht deshalb auch im Namen anderer Wohlfahrtsorganisationen. „Mit Bus und Bahn zu fahren, ist in unserer Region bereits jetzt zu teuer. Wir müssen vielmehr den ÖPNV wieder bezahlbar machen“, fordert er. Nur mit günstigen Ticketpreisen könne zudem der Umstieg vom Individualverkehr zum ÖPNV gelingen. Dazu gehöre auch, die bekannten Zugangshürden für Jobtickets zu beseitigen. „Mittelfristig streben wir einen kostenlosen ÖPNV an und sehen die kommende Bundesregierung in der Verantwortung, mehr Finanzmittel bereitzustellen“, so Hamacher.

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