Wasser in Bach geleitet Lengsdorfer Bach wird verunreinigt

Verein überprüft Wasser, das in Bach geleitet wird - Ergebnis: Es ist ökologisch nicht vertretbar

Lengsdorf. Das Wasser, das hinter dem Haus von Fritz Rost aus einem Betonrohr in den Lengsdorfer Bach fließt, sieht wenig appetitlich aus, manchmal schäumt es sogar.

Der Abrieb von Straßenbelägen, Bremsen und Autoreifen, Feinstaub, Öl- und Benzinspuren sowie sonstige Chemikalien und im Winter Streusalzreste, all das wird bei Regen von der Autobahn 565 und den angrenzenden Böschungen gespült und vermischt sich zu einer ungesunden Brühe. Nicht nur, dass diese Zuleitungen den Bach verschmutzen: Das Wasser fließt ungehindert in den Rhein weiter.

Es ist ein altes Problem, das die Lengsdorfer Bachfreunde, deren Vorstand Rost angehört, immer wieder bei der Stadtverwaltung angesprochen haben. Dort sei auch bekundet worden, dass etwas unternommen werden sollte.

"Bislang ist nichts geschehen", sagt der Vorsitzende Klaus Schmaeck. "Die Stadt müsste das Wasser im Labor überprüfen lassen." Die Bachfreunde würden das veranlassen, "aber diese Untersuchung kostet viel, das kann unser kleiner Verein nicht bezahlen".

 MikroSiemens Die Leitbarkeit von Wasser wird in mikroSiemens pro Zentimeter (µS/cm) angegeben und gibt einen ersten Aufschluss über die Wasserqualität und den Fremdstoffanteil im Trinkwasser. Zum Vergleich: Reines Trinkwasser, etwa Regen und Quellwasser, hat weniger als 80 µS/cm. Das Bonner Leitungswasser hat einen Wert von 240 µS/cm, der Rhein liegt bei etwa 740 µS/cm, Meerwasser hat durch den hohen Salzanteil eine Leitbarkeit von 45 000 bis 53 000 µS/cm.Etwas haben sie aber doch getan: "Wir haben aus eigenen Mitteln spezielle Prüfgeräte angeschafft", so Schmaeck. "Die sind kalibriert und geprüft und machen ziemlich exakte Angaben." Damit haben sie das Wasser des Baches und das zugeleitete Oberflächenwasser einige Tage lang untersucht. Die Geräte messen pH-Wert, Temperatur und Leitbarkeit des Wassers in mikroSiemens (µS/cm).

Während das Bachwasser an diesen Tagen zwischen den vergleichsweise harmlosen Werten von 450 bis 600 µS/cm lag, waren die Werte aus dem Zuleitungswasser mit 2 970 bis 10 420 µS/cm alarmierend hoch über allen vertretbaren Werten. Trinkbar sei dieses Wasser nicht mehr, so Schmaeck, und ökologisch vertretbar erst recht nicht.

Zusammen mit seinen Vorstandskollegen Rost und Matthias Biry hat er einen Brief verfasst, der an den Vorsitzenden des Umweltausschusses Wolfgang Maiwaldt, Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand, die Bezirksregierung in Köln und das Bonner Amt für Gewässerschutz gerichtet ist.

Die Bachfreunde verweisen darin auf die europäischen Wasserrahmenrichtlinien vom Jahr 2000, die den Schutz großer fließender Gewässer wie dem Rhein vor solchen Verschmutzungen vorschreiben. Außerdem wird darin "den lokalen Akteuren" bezüglich ihrer Rechte und Möglichkeiten für Verbesserungen an ihren Bächen "der Rücken gestärkt".

Die darin enthaltenen Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme sollten überdies auch im Jahr 2009 in NRW aufgestellt sein, so die Bachfreunde. "Somit müssten auch für die hier aufgezeigten Einleitungen an Autobahn 565 Maßnahmen geplant sein."

Den Absichtserklärungen sollen jetzt auch Taten folgen, fordert der Lengsdorfer Verein für Natur-, Landschafts- und Gewässerschutz, der eine Bachpatenschaft für den Lengsdorfer Bach übernommen hat. "Wir wollen sauberes Wasser", so Rost.

"Die Oberflächenentwässerung von der Autobahn müsste an einen Kanal angeschlossen werden, der das Wasser zur Reinigung in die Kläranlage leitet." Diese Forderung stellen sie nicht zum ersten Mal und, wenn es wieder keine Verbesserung gibt, auch nicht zum letzten Mal.

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