Lidl und ProMarkt wollen nicht so hoch hinaus

Discounter und Elektrofachmarkt wollen bei geplanten Neubauten Geschosshöhe beschränken - Die Grünen fordern, erst Rathausdreieck umzusetzen

Beuel. Lidl bleibt bei seiner Alternativplanung für die Ansiedlung eines Discounters und weiterer Einzelhandelsgeschäfte am Beueler Güterbahnhof. Eine von der Stadt geforderte mindestens dreigeschossige Bebauung mit Büronutzung finde "nach intensiver Prüfung (...) weder unsere noch die Zustimmung von irgendeinem der vorgesehenen Nutzer", heißt es im Antrag, den Lidl-Vertriebschef Rüdiger Haubrich und der Bonner Expansionsbüroleiter Oliver Bach jetzt bei der Stadt eingereicht haben. Danach wollen sie nun das Verfahren für den Bebauungsplan auf der Grundlage ihres Entwurfs einleiten.

Der Discounter will auf dem Gelände des Güterbahnhofs - zwischen Königswinterer Straße und Bahntrasse auf Höhe der Josef-Thiebes-Straße und der Maarstraße - einen zweigeschossigen Bau mit einem Lidl-Markt eröffnen. Das obere Stockwerk soll Platz für Büros schaffen. Ein weiteres Obergeschoss oder gar zwei weitere seien absolut nicht vermittelbar, heißt es.

Um dem Ganzen optisch einen höheren Charakter zu verleihen, sind Fassadenteile so angebracht, dass sie deutlich über das zweite Geschoss hinausragen, was Caroline Klän (Bürger Bund) einen "Fassadenschwindel" nennt.

Die Fläche auf Höhe von Kessko bis hinter die ehemalige Polizeiwache soll für rund 220 Parkplätze freigehalten werden. Die Einfahrt auf das Gelände ist gegenüber dem früheren Sanitär- und Werkzeughandel Dahm, wo nach GA-Informationen ein Lagerverkauf von Schuhen vorgesehen ist. Am anderen Ende dieses Parkplatzes sollen sich schließlich ein Elektrofachmarkt (ProMarkt) und eine Filiale der Imbisskette Subway niederlassen. Der ProMarkt lehne eine zweigeschossige Verkaufsfläche strikt ab, begründen die Antragsteller ihre Alternativplanung.

Um nicht gegen die Grundsätze der Strukturanalyse zu verstoßen, habe man schließlich auf "weitere für uns durchaus interessante Ansiedlungsmöglichkeiten" verzichtet. Die Planung entspreche ganz den von Kunden erwarteten Kriterien: "klare Gliederung, einfache Anbindung, ein großzügiges Parkraumangebot und attraktive Optik", so die Händler.

Die Gewerbe-Gemeinschaft Beuel (GGB) lehnt eine Ansiedlung am Güterbahnhof kategorisch ab. GGB-Vorsitzender Jürgen Harder verweist auf die CIMA-Strukturanalyse. Dort heißt es: "Die Standortbewertung des Entwicklungsbereichs Königswinterer Straße / Güterbahnhof ist unter derzeitigen Rahmenbedingungen als ein Solitärstandort in Zentrumsnähe einzuordnen." Für Harder ist das eindeutig: "Ein Discounter in Zentrumsnähe wird zu Verdrängungen führen. Das bringt dem Beueler Zentrum nichts."

Allerdings schreibt der Gutachter, dass "der Ergänzungsstandort nur die Absatzformen Lebensmitteldiscounter und Elektrofachmarkt aufnehmen" soll. Insofern würde sich das Lidl-Projekt noch innerhalb der Akzeptanz des Gutachtens bewegen.

Eher ablehnend äußern sich auch die Grünen: "Erst muss die Rathauseckbebauung in trockenen Tüchern sein, dann kann entschieden werden, wie es am Güterbahnhof weitergeht", sagt Stadtrat Karl Uckermann, und Bezirksverordneter Werner Rambow erinnert daran, dass es darüber sogar einen Beschluss gebe.

In diesem Zusammenhang kritisieren die Grünen, dass eine Ausschreibung für das Rathausdreieck immer noch nicht erfolgt sei. Auch für die Januar-Sitzung der Bezirksvertretung Beuel habe die Stadtverwaltung nichts vorgesehen. Die Ausschreibung hatte sich verzögert, weil nach EU-Recht eine klare Priorität der Entwürfe genannt werden muss. Die Jury hatte sich in Beuel für zwei erste Plätze beim Architektenwettbewerb ausgesprochen.

Wenn es nach den Grünen ginge, dann steht die Wahl fest: Der junge Kölner Architekt Robert Wetzels hatte eine "hervorstechende städtebauliche Lösung" vorgelegt, hieß es. Wie auch Reinhard Angelis, ebenfalls aus Köln stammender Architekt, haben beide eine Öffnung der Sichtbeziehung aus Richtung Kennedybrücke auf das Rathaus vorgesehen.

Wetzels Idee geht dabei etwas weiter als die von Angelis. Denn Wetzels Ansatz ist, auch den Blick vom Rathausdreieck auf die Kennedybrücke zu intensivieren: Er modelliert das Areal. Der Clou ist ein Fachmarkt, der sich vom einen dreieckigen Randgebäude am Platz zum zweiten auf der anderen Seite erstreckt. Von außen ist er aber kaum zu erkennen, weil er - vom Adenauer-Platz aus betrachtet - wie eine Plattform mit Treppenaufgang aussieht. "Wetzels Plan ist durchlässiger, und er lässt das vordere Dreieck frei", so Uckermann.

Die Grünen fordern zudem, dass die Ausschreibung auch die Nutzung klar definieren muss, damit es nicht zu Kollisionen mit dem CIMA-Gutachten kommt: "Das sagt ganz klar, was geht und was nicht." Und auch zum Güterbahnhof habe der Gutachter in seiner Erläuterung klar gemacht, "dass eine Ansiedlung dort bestenfalls nicht schädlich für das Beueler Zentrum ist - aber sie bringt ihm auch nichts." Grüne wie Bürger Bund bestehen darauf, dass die Stadt von ihrem städteplanerischen Konzept nicht abweichen darf.

Ganz so kompromisslos gibt sich die CDU nicht. Guido Déus würde sich zwar auch ein Geschoss mehr wünschen, sieht darin aber keinen Ablehnungsgrund. Auch eine Ansiedlung des Elektromarkts zur Unterführung hin wäre ihm lieber, was aber, so die Planer, wegen des schmalen Zuschnitts der Verkaufsfläche dort nicht gehe.

"Wir wollen eine Aufwertung des Bereichs an der Unterführung und die Attraktivität der Königswinterer Straße steigern", sagt SPD-Fraktionschef Dieter Schaper. "Nur weil Lidl sagt, das gehe nicht, akzeptieren wir die Planung trotzdem nicht. Das, was sie da vorgelegt hat, ist für den Standort nicht ausreichend. Es geht uns ja nicht darum, dass da ein weiterer Lidl-Markt hin kommt. Die können sich auch im Industriegebiet ansiedeln."

Planungsamtsleiter Michael Isselmann ließ über das Presseamt mitteilen, die Verwaltung sei noch dabei, die Unterlagen zu prüfen. Man überlege derzeit noch, "ob wir auf Lidl zugehen können". Ergebnisse könnten noch nicht genannt werden.

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