Bonner Hochschulmesse 2023 Lieber ein duales Studium als eine Ausbildung

Bonn · Bei der Bonner Hochschulmesse informieren sich Jugendliche, um über ihre berufliche Zukunft zu entscheiden. Viele schließen dabei die Möglichkeit einer Ausbildung sofort aus.

 Junge Besucher informieren sich an einem der Stände über die Optionen für ihre Zukunft. Mit 25 vertretenen Hochschulen bietet die Bonner Hochschulmesse ein breiteres Angebot als vergleichbare Veranstaltungen im Umkreis.

Junge Besucher informieren sich an einem der Stände über die Optionen für ihre Zukunft. Mit 25 vertretenen Hochschulen bietet die Bonner Hochschulmesse ein breiteres Angebot als vergleichbare Veranstaltungen im Umkreis.

Foto: Jaqueline Jansen

Inmitten von Flugblättern, Plakaten und Kugelschreibern bahnen sich Jugendliche einen Weg durch die bunt beladenen Infostände. Das ist der Anblick bei der Bonner Hochschulmesse der Agentur für Arbeit im Maritim Hotel, bei der 25 Hochschulen aus der Region Schüler über ihre Studienmöglichkeiten informierten.

Zu den beliebtesten Studiengängen, zu denen zusätzlich Vorträge angeboten wurden, zählten Klassiker wie Medizin, Rechtswissenschaften und Psychologie. Aber auch neuere Studiengänge wie Kommunikationsdesign und nachhaltige Ingenieurwissenschaften schafften es aufs Podium.

„Ich möchte in einen Beruf gehen, in dem ich etwas für die Nachhaltigkeit tun kann.“ Den Satz hört Ralf Steinhauer, der Leiter der Berufsberatung Bonn/Rhein-Sieg bei der Agentur für Arbeit ist, in seinen Beratungsgesprächen mittlerweile häufiger. Es sei zwar zu früh, um von einem eindeutigen Trend zu sprechen, aber für einige spiele Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle bei der Entscheidung über die berufliche Zukunft.

Die 18-jährige Merle hat noch nicht entschieden, was sie einmal machen will. Aber englischsprachig soll das Studium sein. Sie ist nicht freiwillig vor Ort, sondern wurde, wie der Rest ihrer Klasse, von ihrer Schule dazu verpflichtet. Das Angebot zu Ausbildungsberufen auf der Messe ist ihr zu gering: „Ich weiß von einigen aus meiner Klasse, dass sie eine Ausbildung machen wollen. Es ist schade, dass sie hier sein müssen, aber hier nichts finden, was sie interessiert.“

Vielen Jugendlichen auf der Messe geht es da ganz anders. Sie können sich eine Ausbildung nicht vorstellen. So geht es auch dem Gymnasiasten Felix. Er wolle zwar praxisnah arbeiten, aber wählt lieber ein duales Studium. Er begeistere sich für die theoretischen Konzepte, die er im Studium vermittelt bekommt, müsse sich aber keine Gedanken um einen Studentenjob machen. „Womöglich bewerbe ich mich so nur einmal im Leben“, erläutert er.

Lust am Lernen

Auch für die 21-jährige Rahima ist klar, dass es an die Uni geht. Sie träumt vom Architekturstudium. „Ich mag es einfach zu lernen. Das liegt mir mehr“, erzählt sie lachend.

Steinhauer erklärt das geringe Ausbildungsinteresse mit der hohen Abiturientenquote in der Region. Die sei in Bonn besonders hoch. „Es gibt natürlich auch Nachfragen nach Ausbildungen. Das ist aber bei Abiturienten einfach seltener. Viele haben den Studienwunsch“, ergänzt ihn seine Kollegin Claudia Fichtner.

Für Steinhauer ist aber auch klar: Ausbildungsberufe haben ein Imageproblem. „Wir haben Probleme, in der Gastronomie Fachpersonal und Auszubildende zu finden, weil die Leute das Image und die Arbeitszeiten nicht günstig finden“, berichtet er. Dabei übersähen Interessierte aber auch die Chancen, die in diesen Berufen stecken. „Wenn jemand die Welt sehen möchte, ist Gastronomie gerade gut.“

Insgesamt sei es aber ein Problem, dass durch die Corona-Pandemie viele Orientierungsmöglichkeiten weggebrochen sind. Keine Praktika, keine Einblicke ins Studium – keine Ahnung, was einem gefällt. Seinen Blick auf dem Andrang an den Infoständen haftend, kommentiert Steinhauer: „Das muss jetzt alles nachgeholt werden.“

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