Lob für Bäder entpuppt sich als Flop

Überraschend schneidet die Bundesstadt bei einem Vergleich der Bäderzuschüsse in NRW ab. Der Bund der Steuerzahler hatte 54 Kommunen gefragt, wie hoch sie ihre Bäder subventionieren.

Bonn. Überraschend schneidet die Bundesstadt bei einem Vergleich der Bäderzuschüsse in NRW ab. Der Bund der Steuerzahler hatte 54 Kommunen gefragt, wie hoch sie ihre Bäder subventionieren. Mit 4,65 Euro pro Besucher liegt Bonn dabei weit unter dem ermittelten NRW-Durchschnitt von 7,07 Euro pro Kopf.

Die Aussagekraft des Vergleichs ist für Bonn allerdings fragwürdig. Das abgefragte Jahr 2010 hatte einen Sondereffekt, der den Zuschuss auf 3,8 Millionen Euro drückte: die Schließung des Viktoriabades im Mai. Tariferhöhungen und steigende Energiekosten hätten den Spareffekt schon wieder aufgefressen, sagte Elke Palm aus dem Presseamt. Für 2011 stehe deshalb ein Bäderzuschuss von 4,8 Millionen Euro im Etat, für 2012 von 4,5 Millionen Euro.

Kommentar Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Neue Ideen sind gefragt"Der Kostenvergleich des Steuerzahlerbundes hinkt aus einem weiteren Grund: Die meisten Städte haben Daten von 2010 gemeldet, etliche aber auch von 2009, etwa Münster, Hagen und Aachen. Damit werden also unterschiedlich heiße Sommer mit entsprechend unterschiedlicher Bäderauslastung verglichen.

Eine gute Platzierung im NRW-Ranking ist für Sportdezernent Martin Schumacher ohnehin kein Grund, den Spardruck zu drosseln. Bonn habe mit zehn Bädern überproportional viel Schwimmfläche pro Einwohner, ließ er das Presseamt erklären. Zudem sei in den letzten Jahren wenig investiert worden: Der Sanierungsstau soll bei 45 Millionen Euro liegen.

Den Kostendeckungsgrad der Bäder (unter 30 Prozent) hält Schumacher für inakzeptabel. Er hat in der Vergangenheit deutlich gemacht, dass er Schließungen oder die Übertragung an private Betreiber für nötig hält, um die Kosten zu senken.

Auf Wunsch des Rates soll nun eine Fachfirma die Bonner Bäderlandschaft untersuchen und Vorschläge machen. Ziel: genaue Bedarfe ermitteln, Kosten senken und gleichzeitig die Qualität verbessern. Der Bau- und Vergabeausschusses wählt am 25. August unter drei Bewerbern für den Beratungsauftrag aus. "Innerhalb von drei Monaten soll das Gutachten über die Neuordnung der Bäderlandschaft erstellt werden", teilte Elke Palm aus dem Presseamt mit. Es werde also vor der nächsten Badesaison vorliegen.

Was kosten die Bäder? Aufmerksame Beobachter des Internetportals "bonn-packts-an" werden sich wundern: Dort hatte die Verwaltung während der Abstimmung über den städtischen Sparkurs den Jahreszuschuss für alle Bäder mit 6,3 Millionen Euro beziffert. Tatsächlich sind es laut Presseamt im Jahr 2009 rund 4,7 Millionen, 2010 rund 3,8 Millionen und 2011 rund 4,8 Millionen Euro. Für die Bürgerbeteiligung seien aber Abschreibungen für Gebäude und Geräte eingerechnet worden, so die Stadtverwaltung. bau

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