Löwen sind in Bonn nicht überall willkommen

Frank Asbecks Pläne zur Errichtung eines Geheges am alten Wasserwerk stoßen auch auf Kritik

Bonn. Frank Asbeck möchte Bonn ein Löwengehege zu seinem 50. Geburtstag schenken. Doch nicht alle stehen diesem Präsent des Chefs der Bonner Solarworld AG so positiv gegenüber wie einige Vertreter der Stadt.

Tierschützer in Bonn wollen sich gegen das Gehege zur Wehr setzen. Denn "Wildtiere gehören generell nicht in Käfige", sagte der Sprecher des Deutschen Tierschutzbundes, Steffen Beuys. Bei unseren klimatischen Bedingungen sei eine artgerechte Haltung einfach nicht möglich. Maßnahmen zur Arterhaltung könnten am besten in den Ländern unterstützt werden, in den die Tiere auch heimisch sind.

Diese Argumentation wendet sich zwangsläufig auch gegen viele Zoos in Deutschland, die Tiere aus anderen Teilen der Welt zeigen. Doch selbst Experten in der Zoohaltung mahnen viele Dinge an, die es zu beachten gelte. Zum Beispiel müsse das Gehege über einen großen Warmbereich verfügen.

"Die Tiere dürfen Temperaturen unter 20 Grad nicht ausgesetzt werden", sagt Dirk Wewers vom Allwetterzoo in Münster. Auch das Außengehege müsse groß genug sein, Versteckmöglichkeiten bieten und ein möglichst großes Rudel beherbergen.

Momentan hat der Zoo Wuppertal mit einem 10 000 Quadratmeter großen Löwengehege das größte in Deutschland. Asbeck plant sogar noch größer. Für André Stadler, verantwortlich für die Löwen in Wuppertal, ist neben einer Mindestgröße der Gehegefläche allerdings die Qualifikation der Pfleger das entscheidende Kriterium. "Es müssen ausgebildete Raubtierpfleger sein, die auch immer nur zu zweit arbeiten dürfen", sagte Stadler.

Für Pfleger ohne Raubtier-Erfahrung sei der Job zu gefährlich, und es sollten auch Vertreter verfügbar sein. Stadler und Wewers betonten auch die für die Sicherheit relevanten Anforderungen. Das Gehege müsse absolut ausbruchssicher sein und über elektrische Hindernisse verfügen.

Auch das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft formulierte Mindestanforderungen für die Haltung von Großkatzen. So müsse etwa die Begrenzung zwingend über vier Meter hoch sein.

Über mangelnde Sicherheit macht sich der Direktor der angrenzenden internationalen Schule, Peter Murphy, keine Sorgen. "Frank Asbeck würde nie etwas tun, was unsere Kinder gefährdet", ist Murphy überzeugt.

Weniger über potenzielle Gefahren, aber über andere Störfaktoren ist ein Anwohner in spe, Rainer Grotegut, besorgt. Den Löwen könne man nachts ja nicht das Maul verbieten und sie würden nicht nur angenehme Gerüche verbreiten. Es sei völlig unklar, wo eventuelle Besucher parken könnten. Grotegut stellte außerdem die Frage, wohin die Löwen bei Hochwasser ausweichen sollten. "Das Gelände ist direkt im Überschwemmungsgebiet."

Im Westdeutschen Rundfunk hatte sich Unternehmer Asbeck überzeugt davon gezeigt, dass er das Gehege genehmigt bekomme. "Ansonsten wird es durchgeboxt." Das hat Grotegut gar nicht gern gehört. "Wir leben zum Glück nicht im Absolutismus" sagte er. Wenn der Verwaltung ein Antrag von Asbeck vorliege, will Grotegut, der mit zehn anderen Parteien direkt gegenüber des Wasserwerks ein Wohnkonzept realisieren wird, rechtliche Schritte gegen das Gehege prüfen lassen.

Ob es überhaupt zu einem Antrag kommt, ist zur Zeit noch gar nicht abzusehen. Dem General-Anzeiger sagte Asbeck, wegen der hohen Auflagen plane er keinen klassischen Zoo. Doch Babette Winter von Landesumweltamt zufolge braucht Asbeck zwingend die Genehmigung nach dem Tierschutzgesetz, die auch für Zoos gelten, wenn er die Löwen irgendeinem Publikum zeigen wolle. Und wenn die Tiere niemand zu Gesicht bekommt, wäre es wohl kaum ein Geschenk an die Stadt.

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