Von Maibaum bis Schandbaum Welche Maibräuche es in der Region gibt

Bonn/Region · Der erste Mai ist der Frühlingsfeiertag schlechthin und als solcher mit zahlreichen Bräuchen belegt. Diese Traditionen gibt es rund um die Mainacht und den Maibaum im Schaltjahr.

 Steht am Morgen des 1. Mai eine geschmückte Birke vor der Tür, zeigt jemand Sinn für Tradition.

Steht am Morgen des 1. Mai eine geschmückte Birke vor der Tür, zeigt jemand Sinn für Tradition.

Foto: Maren Loskill (Leserin)

Rund um den Maifeiertag versammeln sich zahlreiche Traditionen. Die wohl bekannteste ist das Maibaum-Stellen, bei der meistens die Männer ihrer Herzens-Dame einen geschmückten Maibaum vor die Tür stellen. Doch neben dieser sehr verbreiteten Tradition gibt es in Bonn und der Region noch weitere Riten. Eine hat mit dem Schaltjahr zu tun.

Das Fest der heiligen Walburga gab der Walpurgisnacht den Namen

Die Nacht vom 30. April zum 1. Mai wurde über Jahrhunderte als Walpurgisnacht begangen. Diese ist ein nord- und mitteleuropäisches Fest - teilweise mit Feuerbrauch - am 30. April. Bis ins Mittelalter wurde damit der Tag der Heiligsprechung der heiligen Walburga gefeiert. Das mittelalterliche Fest lebt heute noch im Tanz in den Mai weiter. So etwa der Maibaum: Meist als Birke gilt er als ein Fruchtbarkeitssymbol. Zu Walpurgis wurden traditionell Bäume aus dem Wald in den Ort geholt, um sie der Liebsten vor das Haus zu stellen. In der Dorfmitte wurde um den Baum getanzt. Generell wurde schon im Mittelalter in Europa am ersten Mai mit Festen der Frühling begrüßt.

Ein gesetzlicher Feiertag ist der erste Mai aber als „Tag der Arbeit“ und gilt als internationaler Kampftag der Arbeiterklasse. Eingeführt wurde der erste Mai als Feiertag in Deutschland im Nationalsozialismus, der ihn ab 1933 als „Tag der nationalen Arbeit feierte.

Maibaum darf erst nach einem Monat entfernt werden

Traditionsgemäß stellen junge unverheiratete Männer in der Nacht zum 1. Mai ihrer Angebeteten einen geschmückten Maibaum vor die Tür, um ihr ihre Zuneigung zu beweisen. Meist wird dafür eine Birke genommen, die dann mit buntem Kreppband und wahlweise einem Herz mit dem Namen der Angebeteten verziert wird. Der Maibaum darf laut Tradition erst nach einem Monat entfernt werden. Denn sonst gilt das als Zurückweisung vonseiten der Dame. Gibt sich der Verehrer spätestens dann zu erkennen, dann winkt ihm ein Kasten Bier oder ein Essen. Heute stellen natürlich nicht nur heimliche Verehrer einen Maibaum auf. Oft tun es vergebene Männer, die ihrer Partnerin zwar schon sicher sind, ihr aber mit dem Maibaum eine Freude machen wollen. Die Maibirke ist der bevorzugte Maibaum. Das liegt daran, dass sie ein Symbol des Frühlings und der wiederkehrenden Natur ist.

Im Schaltjahr sind die Rollen vertauscht

Die Geschlechterrollen sind in einem Schaltjahr beim Mai-Brauch traditionell vertauscht. Während in „normalen“ Jahren die Männer den Frauen in der Nacht auf den 1. Mai einen Maibaum aufstellen, sind in Schaltjahren auch die Frauen an der Reihe. Gabriele Dafft, Volkskundlerin am LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, erklärt das so: „Durch das Schaltjahr wird die Ordnung im Jahr sozusagen in Unruhe gebracht. Das hat man dann auch auf den Brauch übertragen.“ Diese Tradition ist allerdings eher neu. Im Projekt „Alltagskulturen“ des LVR heißt es: „Seit spä­tes­tens 2004 ist es zu­dem häu­fi­ger zu be­ob­ach­ten, dass min­des­tens in den Schalt­jah­ren Frau­en ih­rem oder ih­rer Ge­lieb­ten eben­falls ei­nen Mai­baum stel­len.“

Im Schaltjahr 2016 schmückten diese Frauen einen Maibaum in Bonn.

Im Schaltjahr 2016 schmückten diese Frauen einen Maibaum in Bonn.

Foto: Barbara Frommann

Schandbäume waren nicht nett gemeint

Es gibt nicht nur Maibäume, die aus Liebe gestellt werden, sondern auch Schandbäume, die aus gegenteiliger Motivation gestellt wurden. Schandbäume hat man in der Vergangenheit den Frauen vor die Tür gestellt, die man bloßstellen wollte. Dafür kam dann keine Birke zum Einsatz, sondern Tannen - sogar der vertrocknete, ausgediente Weihnachtsbaum.

Der LVR erläutert auch, wie Maibräute versteigert werden. Die Männerwelt bietet dabei auf die jeweilige Dame mit einem Geldbetrag. Die Frau, für die der höchste Betrag geboten wurde, wird Königin, der Mann, der die Frau „ersteigert“ hat, wird König. Sven Pachler vom JGV "Gemütlichkeit" Geislar erklärte dazu: „Das geht aber nicht wie bei Ebay zu. Jeder Bieter wirft einen Geldbetrag in einen Topf, und derjenige, der als letzter seinen Betrag in den Topf wirft, gewinnt die Versteigerung der jeweiligen Frau. Der dabei zusammengekommene Betrag für die Braut wird erst ganz zum Schluss ermittelt, sodass es spannend bleibt, wer Königspaar wird.“

Der Maipolizist passt auf die Maikönigin auf

Die Maikönigin trägt Diadem, der König eine schwere Kette, an dem viele Orden hängen. Die Königin und der König repräsentieren ihren Verein, in dem sie gewählt wurden, auf den Festen anderer Vereine und natürlich auch auf dem Vereinseigenen. Sie sind das Gesicht der Mai-Feierlichkeiten.

Das Paar hat stets einen sogenannten Maipolizisten bei sich. Und der schaut permanent nach dem Rechten, weiß Sven Pachler. So sorgt er etwa für Getränke oder passt auf die Königin auf, wenn der König mal nicht an ihrer Seite steht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort