Mangelnde Fahrgastinformation am Bahnhof Mehlem

Bad Godesberg · Die Fahrgäste der Bahn fühlen sich bei Verspätungen und Ausfällen regelmäßig allein gelassen.

 Weder Text noch Ton gibt es am Mehlemer Bahnhof.

Weder Text noch Ton gibt es am Mehlemer Bahnhof.

Foto: Rüdiger Franz

Von Mehlem nach Berlin sollte es am Mittag des 30. November für Adolf Bischoff und seine Frau gehen. Doch der Zug der Rhein-Wupper-Bahn, der sie zum wartenden Intercity am Hauptbahnhof bringen sollte, kam und kam nicht. Warum, das wissen die beiden Mehlemer bis heute nicht.

Dass er jedenfalls ausgefallen war, hatten sie durch eigene Recherche via Mobiltelefon erfahren. Die im Bahnhof installierten Lautsprecher, gut zwei Dutzend an der Zahl, waren allesamt stumm geblieben. Und auch die "Fahrgastinformation" verheißende Anzeigentafel blieb schwarz. Und das war seit der Installierung vor rund einem Jahr nach allgemeinem Kenntnisstand nie anders.

Lautsprecher bleiben stumm

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Fahrgäste bei Verspätungen und Zugausfällen allein gelassen fühlen. Über den Bahnhof Mehlem ist diese Klage aber besonders häufig zu hören. Zuletzt hatte beispielsweise eine Wandergruppe des Eifelvereins das "Vergnügen": Als sie am Morgen des 17.Dezember in Mehlem auf den Rhein-Ahr-Express wartete, verlängerte sich ihre Vorfreude um eine Stunde bis 10.58 Uhr. Der Zug um 9.58 Uhr war ausgefallen. Durchsagen oder Hinweise auf der Anzeigentafel gab es nicht.

Auf den Missstand angesprochen, äußern sich Vertreter der Deutschen Bahn AG zurückhaltend: "Der Bahnhofsmanager nimmt sich der Sache an. Es wird geprüft, warum teilweise Ansagen bei Unregelmäßigkeiten im Zugverkehr nicht erfolgen", sagt Bahn-Sprecher Jürgen Kugelmann.

Insgesamt werde "der Mangel im Sinne unserer Kunden selbstverständlich abgestellt", so Kugelmann. Eine ganz andere Information hatte Adolf Bischoff erhalten, als er seine Erfahrungen gegenüber Bahnbediensteten am Hauptbahnhof schilderte: "Dort hieß es, aktuelle Ansagen an kleineren Bahnhöfen wie Mehlem seien eingestellt worden", erzählt er.

Diskussion um die Standards

Ähnlich ist auch der Fahrgastverband Pro Bahn informiert: "Die Bahn setzt ihre eigenen Maßstäbe, über welche Standards ein Bahnhof verfügen muss, und sortiert die Anforderungen in sieben Kategorien", erklärt Pro-Bahn-Pressesprecher Lothar Eggers. Der Bahnhof Mehlem gehöre zur Gruppe vier, also zu den kleineren Bahnhöfen, in denen aktuelle Durchsagen nicht mehr zwingend zur "kategoriespezifischen Bahnhofsleistung" gehören, wie es in schönstem Behördendeutsch heißt. Was die elektronischen Informationstafeln betrifft, so seien sie im Zuge des Konjunkturpakets II großräumig aufgestellt worden.

Durch ein ganz anderes Merkmal sei jedoch zu erkennen, ob die Tafeln überhaupt in Betrieb sind, so Eggers: "Eigentlich ist dort immer zumindest die aktuelle Uhrzeit eingeblendet". Doch auch das ist in Mehlem definitiv nicht der Fall und wird weiterhin von der altbewährten Bahnhofsuhr geleistet. Die Tafeln in beiden Fahrtrichtungen waren dort im Herbst 2010 aufgestellt worden. Dass sie bislang jemals in Betrieb gewesen sind, erscheint zweifelhaft.

Die Bischoffs sind am 30.November übrigens doch pünktlich zum Intercity nach Berlin gekommen. Unverhofft und außerplanmäßig hielt in Mehlem der Regionalexpress, mit dem sie dann noch rechtzeitig zum Hauptbahnhof gelangten. Angesagt wurde das zuvor natürlich nicht. Statt dessen hatte die automatische Ansage vom Band gelautet: "Achtung, ein Zug fährt durch!".

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