Unzufriedenheit in der Katholischen Kirche Anhänger von Maria 2.0 bitten zu Tisch

Bonn · Rund 200 Teilnehmer hatten sich vor dem Bonner Münster zu einer Kundgebung versammelt. Ihre Forderung: ein Erneuerungsprozess in der katholischen Kirche. Zum erhofften Dialog mit Amtsträgern kam es dabei nicht.

 Weiße Tücher, weiße Tischdecken: Auf diese äußere Form hatten sich die Teilnehmer im Vorfeld verständigt.

Weiße Tücher, weiße Tischdecken: Auf diese äußere Form hatten sich die Teilnehmer im Vorfeld verständigt.

Foto: Niklas Schröder

Zur Protestfeier, die anlässlich der Eröffnung des 1. Zukunftskongresses im Erzbistum Köln stattfand, hatte im Vorfeld die Bewegung Maria 2.0 Rheinland gemeinsam mit der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und dem Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) aufgerufen.

„Wir müssen das Gute, aber auch das Schmerzhafte und Falsche benennen. Wir dürfen nicht schweigen angesichts des sexuellen Missbrauchs, der durch eine lebensferne Sexualmoral geprägt ist, angesichts des geistlichen Missbrauchs der durch ein falsches Machtverständnis auch heute noch weltweit vielfältig ist“, sagte Marianne Arndt in ihrer Rede. Als Seelsorgerin ist sie seit mehreren Jahrzehnten mit „Freude und Leidenschaft“ im Erzbistum Köln tätig. „Wir dürfen nicht schweigen zu der Entwürdigung der Frauen, derer, die geschieden und wiederverheiratet sind oder andere Lebensformen wählen.“

Kritik an Umgang mit Missbrauchsfällen

Doris Bauer ist vor einem Jahr nach mehr als 50 Jahren Zugehörigkeit aus der katholischen Kirche ausgetreten. Sie erschütterte der „desaströse Umgang der Aufarbeitung mit der systemisch begünstigten sexualisierten Gewalt sowie die fehlende Bereitschaft der Verantwortungsübernahme.“ Aber auch die Diskriminierung der Frauen, Homophobie und fehlende Veränderungsbereitschaft vieler Verantwortungsträger in der Amtskirche hätten dazu beigetragen, dass Bauer nicht weiter „Teil des Systems“ sein wollte. „Geblieben ist unverändert mein christlicher Glaube und die Zugehörigkeit zur christlichen Gemeinschaft. Geblieben sind auch die Menschen in meiner Gemeinde und die wunderbaren Frauen und Männer von Maria 2.0 und die vielen Menschen denen die christliche Botschaft am Herzen liegt“, betonte die Christin.

Elisabeth Bungartz setzt sich als Diözesanvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft im Erzbistum Köln für Geschlechtergerechtigkeit und den Zugang von Frauen zu allen Diensten und Ämtern ein. „Ich bin der festen Überzeugung, dass eine wirkliche Erneuerung der Kirche nur gelingt, wenn Frauen alle Dienste und Ämter in der Kirche offenstehen“, sagte Bungartz.

Ruf nach Gleichberechtigung

„Dass beim Synodalen Weg über Macht, über Frauen in kirchlichen Ämtern und über Sexualmoral diskutiert wird, ist bereits ein hoffnungsvolles, starkes Zeichen, denn es ist für manche ein sehr großer Schritt“, sagte Regina Illemann. „Und trotzdem reicht das nicht aus – denn es darf nicht beim Diskutieren bleiben. Es muss sich etwas bewegen“, forderte die Theologin. Der Katholische Deutsche Frauenbund, dem sie angehört, fordert das Stimmrecht für Frauen und ihre gleichberechtigte Partizipation bei der kommenden Synode zum Thema „Synodalität“, die Papst Franziskus am 9./10. Oktober eröffnen wird.

Zu „Maria 2.0“ gehören viele Gruppen von Frauen und einigen Männern, die in ganz Deutschland verteilt sind und sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben, erklärte Sprecherin Renate Koddenbrock gegenüber dem GA. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, ein anderes geschwisterliches Bild von Kirche zu leben und dafür nach außen einzustehen.“ Die Glaubwürdigkeitskrise, in der sich die Kirche wegen des Missbrauchsskandals und des damit verbundenen Klerikalismus befinde, könne demnach nur mit einem Erneuerungsprozess bewältigt werden. „Der Synodale Weg ist eine Antwort darauf, Maria 2.0 eine andere. Ohne gleichberechtigte Beteiligung von Frauen an allen Ämtern und Weihen werden auf Dauer immer mehr Christinnen die offizielle Kirche verlassen“, mahnte Brigitte Schmidt. Die Bewegung fordert außerdem ein Ende des Zölibats und ein Wirtschaften nach christlichen Prinzipien. Über einen offenen Austausch mit Stadtdechant Wolfgang Picken hätte man sich gefreut, sagten die Teilnehmer. Damit gerechnet, dass der Stadtdechant zur Kundgebung kommt, habe aber niemand.

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