Matratzen für die Japaner

Der Bonner Oberbürgermeister besuchte das Bundesamt für Bevölkerungssschutz und Katastrophenhilfe in Lengsdorf und ließ sich die Koordinierung von Hilfsmaßnahmen im In- und Ausland erklären.

Matratzen für die Japaner
Foto: Volker Lannert

Lengsdorf. Auf den vier Bildschirmen an der Wand sind Nachrichten aus Japan zu sehen, die vier "Cubes", rechteckige Videowände, zeigen zahlreiche Daten aus aller Welt an, und auf einer Anzeige kann man die Uhrzeiten in Deutschland, Japan und Libyen ablesen.

Das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum (GMLZ) im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ist ein beindruckender Raum voller Technik, von dem aus die Mitarbeiter nationale und internationale Hilfsaktivitäten koordinieren.

"Hier wurde eine Stelle geschaffen, die es den Ländern und Kommunen leicht macht, im Katastrophenfall auf profundes Wissen zurückzugreifen", stellte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch am Donnerstag bei seinem ersten Dienstbesuch vor Ort fest. "Die Auswirkungen von Gefahrenlagen auf die Bundesrepublik werden hier immer überprüft."

Gerade jetzt sei das besonders wichtig. Man müsse sich immer fragen: "Was würden wir im Ernstfall tun können?" Die Konsequenz aus den aktuellen Ereignissen in Japan könne nur lauten, "das Restrisiko ernstzunehmen und, was die Energieversorgung angeht, schnell auszusteigen", so Nimptsch.

Für Bonn gebe es ohne Kernenergie keine großen Versorgungsschwierigkeiten. "Laut Stadtwerke liegt der Atomstromanteil für die Stadt bei unter zehn Prozent, das ist deutlich unter dem, was bundesweit fließt. Wir sollten uns, so schnell es geht, auf Alternativen konzentrieren."

Der Besuch sei nicht anlässlich der Katastrophe in Japan anberaumt, sondern schon vorher vereinbart worden, stellte der OB klar. Er ließ sich von BBK-Präsident Christoph Unger die Abläufe der Koordinierung von Hilfsmaßnahmen im In- und Ausland erklären und traf anschließend Vertreter der Bonner Feuerwehr und der nahen Freiwilligen Löscheinheit Lengsdorf, die mit dem Amt zusammenarbeiten.

Hauptbrandmeister Werner Weißenfeld erläuterte die Aufgaben eines ABC-Erkundungskraftwagens zur Messung und Untersuchung von atomaren, biologischen oder chemischen Bedrohungen, der von den Fachberatern Matthias Drobig und Roman Trebbe mitentwickelt wurde und von dem derzeit rund 300 in ganz Deutschland zum Einsatz kommen.

"Das GMLZ bietet nationales und internationales Ressourcen- und Informationsmanagement", sagte Unger. Aktuell geht es in der rund um die Uhr besetzten Leitwarte besonders um Japan und Libyen. "Die Japaner haben unter anderem Trinkwasser und Matratzen angefragt, das läuft bei uns auf."

Diese "Requests" werden an die Länder weitergeleitet, die nach ihren Möglichkeiten den Japanern Unterstützung anbieten. Im Fall Libyen gehe es zum Beispiel darum, Deutsche aus dem Land auszufliegen. Daneben organisiere das BBK auch Gedenkfeiern und kümmere sich um Angehörige, wie etwa beim Absturz des Air-France-Flugzeugs in Brasilien, bei dem auch Deutsche ums Leben kamen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
August Macke, Waldrand, Öl auf Leinwand,
Der Macke vom Müll
Neue Folge des Crime-Podcasts „Akte Rheinland“Der Macke vom Müll
Zum Thema
Aus dem Ressort