Mauerfall nach 50 Jahren am ehemaligen Johannes-Hospital

Unmöglich sei das, schimpfte eine Passantin, die dem Abriss der Mauer am Gesundheitszentrum Sankt Johannes-Hospital scheinbar nichts abgewinnen konnte.

 Die Mauer aus den 60er Jahren am Johannes-Hospital kommt weg: Meter für Meter reißt der Bagger ab.

Die Mauer aus den 60er Jahren am Johannes-Hospital kommt weg: Meter für Meter reißt der Bagger ab.

Foto: barbara Frommann

Bonn. Unmöglich sei das, schimpfte eine Passantin, die dem Abriss der Mauer am Gesundheitszentrum Sankt Johannes-Hospital scheinbar nichts abgewinnen konnte. "Da ist das Haus durch die Mauer vor dem Straßendreck geschützt, und dann wird sie abgerissen!"

Die Bedenken der erbosten Frau teilte der Krankenhausobere Christoph Bremekamp nicht: Vom Straßendreck werde das Haus auch dann nicht in Mitleidenschaft gezogen, wenn das ehemalige Krankenhaus künftig nicht mehr hinter der zwei Meter hohen Mauer versteckt liegt.

"Das Gebäude ist ja ein Schmuckstück", meinte er. Man könne es künftig auch von der Kölnstraße aus betrachten. "Es geht um Offenheit." Die 50 Jahre alte Mauer habe durch Graffiti sehr gelitten und müsse ohnehin erneuert werden, sagte Bremekamp.

Seit Dienstag ist die Backsteinmauer also Geschichte: Nur der Mauersockel bleibt, auf dem die bisherigen Abdecksteine weiterverwendet werden. Aber ganz offen wird das Gelände am denkmalgeschützten Gebäude nicht sein: Laut Architekt Klaus Oettgen vom Büro Fritsch & Partner wird Mitte November ein anthrazitfarbener gusseiserner Zaun von 1,50 Metern Höhe auf dem Sockel angebracht. "Das Denkmalamt der Stadt wollte den Abriss auch", sagte Oettgen.

Das Gelände des einstigen Bürgerhospitals war bis 1960 offen. In den 60er Jahren sei es üblich gewesen, solche Mauern zu bauen, so der Architekt.

Der Abriss sei eine gute Sache, findet Benedict Steilmann, der schräg gegenüber der Anlage an der Kölnstraße wohnt. "Es war eine ganz finstere Sache, an dieser Mauer entlangzugehen. Die Graffiti machen es auch nicht schöner." Durch den Mauerabriss werde die Straße offener. Ansonsten soll sich auf dem Außengelände nicht viel ändern, so Bremekamp. Die Grünanlage ist ohnehin für die Öffentlichkeit zugänglich, man kann dort auch kostenpflichtig parken.

Das Bistro im Gesundheitszentrum bekommt eine Außengastronomie, aber die meisten Umbauarbeiten finden im Gebäude selbst statt. 7 bis 8 Millionen Euro kostet die Umgestaltung, der Abriss der Mauer und das Einsetzen des Zauns machen mit rund 50 000 Euro nur einen kleinen Teil davon aus.

Im ehemaligen Johannes-Hospital befinden sich seit kurzem Arztpraxen der unverschiedlichsten medizinischen Bereiche, seit August auch ein Sanitätshaus. Die Ärzte seien froh, dass der Blick auf die Straße jetzt frei ist, berichtete Bremekamp.

Die Steine der alten Mauer werden zermahlen und wiederverwertet. Nur einige sollen zur Erinnerung aufbewahrt werden.

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