Mehlemer Geschäftsleute fühlen sich abgezockt

Werbefirma sammelt Geld für Sportverein und präsentiert den Spendern horrende Rechnungen

Mehlem. Den örtlichen Fußballklub unterstützen? Da öffnen Geschäftsleute schon mal gerne ihr Portemonnaie und dürfen als Dank für ihre großzügige Spende ihr Werbelogo auf dem Infokasten des Vereins unterbringen.

Der 1. FC Ringsdorff wählte einen anderen Weg. Er ging nicht selbst sammeln, sondern ließ sammeln: durch eine Firma für "Sportplatz- und Plakatwerbung" aus Friedrichsdorf.

Für einige Mehlemer Geschäftsleute endete das gutgemeinte Vereins-Sponsoring mit einem bösen Erwachen. Ein Mitarbeiter dieser Firma machte im April die Runde durch die Mehlemer Geschäfte und legte den Inhabern einen "Anzeigenauftrag" vor. Laufzeit: drei Jahre, Kosten: 200 Euro pro Jahr plus Mehrwertsteuer. Als Gegenleistung wurde die jeweilige Werbung auf zwei Infokästen des Vereins (am Marktplatz und am Sportplatz) angebracht.

Ute Heinen, Inhaberin eines Reisebüros, unterschrieb, zunächst im Glauben, "das Geld geht an den Verein". Kein Wunder, denn der Mitarbeiter der Firma habe sich als Mitglied des 1. FC Ringsdorff ausgegeben und wortreich über hohe Kosten für Trikots und andere Aufwendungen geklagt. Außerdem habe er auf Nachfrage zugesichert, der Vertrag laufe nur über ein Jahr. Tatsächlich aber sieht der Vertragstext drei Jahren vor.

Gleiches berichtet Claudia Sonntag, Inhaberin eines Friseurstudios. Sie habe den Vertreter "mindestens fünf Mal" gefragt, ob der Vertrag nur für ein Jahr gelte. Auch von anderen Geschäftsleuten hörte Ute Heinen dieselbe Geschichte. "Das hatte Methode", ist sie sich sicher.

Kurz nach der Unterschrift wurde Ute Heinen die Sache mulmig. Nach 20 Minuten schickte sie eine "Anfechtungserklärung" per Fax an die Werbefirma. Denn ihr war klar: ein Rücktrittsrecht habe sie, anders als Privatleute, bei derartigen Verträgen nicht. In Friedrichsdorf gab man sich auf ihre Anfrage betont ruppig. Das Fax sei nicht angekommen, außerdem solle sie den Vertrag lesen, bevor sie unterschreibe.

Heinen machte sich zur Fürsprecherin der Betroffenen und wandte sich an Andreas Voos, seit Februar Vorsitzender des FC Ringsdorff. Der habe zunächst wenig Bereitschaft gezeigt, sich um das Problem zu kümmern, beklagt Heinen: "Dabei hat der FC doch diese Firma beauftragt." Auf Anfrage erklärte Voos, dass der Auftrag noch von seinem Vorgänger erteilt worden sei.

Gleichwohl "distanzieren wir uns total von dem Vorgehen." Einen kleinen Seitenhieb kann er sich dennoch nicht verkneifen: "Vielleicht hätten die Geschäftsleute den Vertrag gründlicher lesen sollen." Allen beteiligten Geschäftsleuten, Heinen spricht von 14, flatterte im Juni eine Rechnung über 744 Euro ins Haus, Ende Juli folgte ohne Zwischenstufen eine "letzte Mahnung", Mitte August schließlich kam Post von einem Inkasso-Unternehmen aus Bad Homburg. Jetzt belief sich die Forderung auf 844 Euro - was einige Geschäftsleute unruhig werden ließ und zur Zahlung veranlasste.

Voos versuchte, bei der Friedrichsdorfer Firma einen Kompromiss zu erreichen: Zahlung der Beiträge in jährlichen Raten und Verzicht auf die Inkassoforderung. Ute Heinen hätte das, wenn auch zähneknirschend, akzeptiert. Doch das Inkassobüro lehnte ab und setzte einen neuen Zahlungstermin fest, den 25. August. Eine "himmelschreiende Ungerechtigkeit" findet Heinen: "Ich kann nur vor so einem Geschäftsgebaren warnen."

Andreas Voos schickte ihr mittlerweile einen Entschuldigungsbrief. Doch das Image des Fußballklubs bleibt ramponiert. Heinens Bereitschaft, künftig die Kicker zu unterstützten, ist jedenfalls auf dem Nullpunkt.

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