Kommentar Mehr Öffentlichkeit

Das Gros der Bürger bekam am Samstag nur wenig mit vom Internationalen Weltfrauentag. Schade. Bis auf eine Aktion der Verdi-Frauen auf dem Münsterplatz am Vormittag blieb man eher unter sich. Im Rathaus und im Museum.

Dagegen ist nichts einzuwenden. Auch diese Veranstaltungen müssen sein und sind wichtig, dienen sie doch dazu, Netzwerke zu knüpfen. Aber die Themen, die den Frauen auf den Nägeln brennen, wie Lohngerechtigkeit, Wiedereinstieg in den Beruf, Karrierechancen und Vereinbarkeit von Familie und Beruf, haben es mehr als verdient, in aller Öffentlichkeit laustark und vor Publikum ausgebreitet und diskutiert zu werden.

Denn das Armut weiblich ist, wie die Gewerkschafterinnen mit ihrer Bodenzeitung auf dem Pflaster des Münsterplatzes anprangerten, kann man auch in Bonn in vielen Bereichen feststellen. Etwa bei den Senioren, wo in der Regel Frauen mit Mini-Renten oder Sozialgeld auskommen müssen. Eine Erfahrung, die die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Aktion Weihnachtslicht dieser Zeitung alljährlich machen. Oder die Alleinerziehenden, von denen die meisten Frauen sind.

Weibliche Armut bedeutet in der Regel, dass auch die Kinder arm sind. Mehr als 10.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Bonn gelten nach den Erkenntnissen der hiesigen Wohlfahrtsverbände als arm. Eine unfassbar hohe Zahl in einer so reichen Stadt wie Bonn. Das ist der eigentliche Skandal. Daran hat sich trotz aller Sonntagsreden der Politiker bis heute nichts geändert.

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