Mieterbund: Stadt verliert bei Müllgebühren viel Geld

Droht die Stadt Bonn wegen nachlässiger Kontrollen der großen Wohnungsgesellschaften im Stadtteil Neu-Tannenbusch einen Millionenbetrag zu verlieren? Dieser Auffassung ist jedenfalls Bernhard von Grünberg, Vorsitzender des Mieterbunds in der Region.

Bonn. Droht die Stadt Bonn wegen nachlässiger Kontrollen der großen Wohnungsgesellschaften im Stadtteil Neu-Tannenbusch einen Millionenbetrag zu verlieren? Dieser Auffassung ist jedenfalls Bernhard von Grünberg, Vorsitzender des Mieterbunds in der Region.

Konkret geht es um Müllgebühren und andere Nebenkosten für mehrere Tausend Wohnungen in den Häuserblocks, für deren Bewohner die Stadt die Mieten und Nebenkosten ganz oder teilweise übernehmen muss.

Wie berichtet, kam es in dem Stadtteil nach der Abschaltung der alten Müllabsauganlage zu erheblichen Problemen: Die neuen Tonnen standen teilweise nicht rechtzeitig, kaum jemand in der Siedlung kannte das System der Müllsortierung, und viele Bewohner aus der weiteren Umgebung, die bisher regelmäßig nach Tannenbusch gefahren waren, um in der Absauganlage kostenlos ihren Müll loszuwerden, kippen diesen jetzt in die Tonnen der Anwohner.

Ergebnis: In Neu-Tannenbusch gibt es drei Mal so viel Müll wie normal, und die Gebühren dafür verdreifachen sich ebenfalls.

Bei den Mietern, die in diesen Tagen ihre Abrechnungen erhalten, führt das zu großer Verärgerung. Die Wohnungsgesellschaft Deutsche Annington, mit 852 Wohnungen größter Eigentümer in den Blocks, hat jetzt den Mietern einen Zuschuss von bis zu 200 Euro zu den Müllgebühren angeboten. Allerdings nur denjenigen, die ihre Miete selbst zahlen. Das sind aber weniger als ein Drittel aller Mieter in dem Stadtteil.

"Wir halten es für skandalös, dass für die Mieter, deren Miete von der Stadt übernommen wird, der Gesamtbetrag fällig sein soll, während die Mieter, die selbst ihre Miete zahlen, Erstattungen angeboten bekommen", schreibt Mieterbund-Chef von Grünberg in einer Stellungnahme.

Die Erstattungen würden gezahlt, weil die Wohnungsgesellschaften "ihrer Verpflichtung zur Herstellung gleichwertiger Müllentsorgungsmöglichkeiten nicht nachgekommen sind". Dass sich die Stadt auf die Position zurückziehe, gegen die Berechnungen der Müllgebühren nichts machen zu können, sei "für die Stadtfinanzen unverantwortlich".

Der Mieterbund beziffert den Schaden für Bonn auf rund 2,1 Millionen Euro: "Die Stadt schädigt sich massiv selbst." Sie falle auch dem Mieterbund in den Rücken, der mit den Wohnungsgesellschaften um höhere Entschädigungen verhandele. "Es kann nicht so weitergehen, dass Betriebskosten vom Jobcenter und dem Sozialamt ungeprüft bezahlt werden", so von Grünberg.

Die Stadtverwaltung hatte bisher verlauten lassen, dass es sich bei dem Angebot der Deutschen Annington um eine freiwillige Offerte handele, auf die die Stadt keinen Rechtsanspruch habe. Gleichwohl fänden mit den Wohnungsgesellschaften "Gespräche zu den verschiedenen Themen des Stadtteils" statt, sagte gestern eine Sprecherin der Stadt.

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