Millionen-Spende zum Kampagnenstart

Bonner Unternehmer Zurnieden sagt eine Million Euro zu. Erfolgreiche Benefizveranstaltung im Kammermusiksaal.

Bonn. Jetzt nehmen es die Bürger selbst in die Hand - das Projekt Festspielhaus soll durch eine Spendenaktion Wirklichkeit werden. 5 000 Bürger zahlen je 5 000 Euro, gestreckt auf fünf Jahre - und schon hat man einen großen Teil der Finanzierungslücke überbrückt, die sich bei dem Projekt aufgetan hat.

Das ist die Vision von Wolfgang Grießl: "Es muss möglich sein, 5000 Festspielhaus-Begeisterte in Bonn und der Region zu finden", gab sich der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) bei einem Benefizkonzert im Kammermusiksaal des Beethovenhauses optimistisch. Zu der Veranstaltung hatten die Festspielhaus-Freunde und das Netzwerk Ludwig van B. eingeladen. Es erschienen rund 200 Beethoven-Fans, darunter auch Walter Scheuerle aus dem Post-Vorstand.

Erreicht Grießl sein Ziel, kämen 25 Millionen Euro zusammen. Die ersten Reaktionen dürften ihn bestärken. Innerhalb weniger Tage, so verkündete er, hätten sich rund 60 Mäzene gefunden. Darunter sei eine Großspende des Unternehmerehepaares Zurnieden in Höhe von einer Million Euro (siehe unten). Fünf weitere Spender meldeten sich spontan während der Veranstaltung. Auch Heike Lange und Jürgen Witzke, Inhaber des Beta-Verlags, sagten 5000 Euro zu: "Wir haben vor dem Konzert noch ein Kölsch getrunken. Und da haben wir uns gesagt: Wir machen mit", so Witzke.

Eingebettet war der Kampagnen-Auftakt in eine humoristische Musikgeschichtsrevue (Texte von Solveig Palm), in der Kabarettistin Anka Zink die Vergangenheit mit der Gegenwart kurz schaltete. In der Tat weisen die Ereignisse rund um die Errichtung des Beethoven-Denkmals nebst Beethovenfest 1845 und die Debatte um das Projekt Festspielhaus rund 160 Jahre später Ähnlichkeiten auf, aus denen sich satirische Funken schlagen lassen.

Als Zeitzeugen hatte Zink keinen Geringeren als Franz Liszt (Roland Silbernagl) zur Seite. Der sparte nicht mit Galanterien, küsste mancher Dame in den Reihen die Hand, um sich dann der Querelen des Jahres 1845 zu erinnern: "Ohne uns Künstler wäre das Beethovenfest niemals zustande gekommen." - "Wie sich die Bilder gleichen", stellte Zink unter zustimmendem Gelächter des Publikums fest. Heiterkeit rief auch ein Brief hervor, der ein "zum Handeln unfähiges Komitee" beklagte. Die Parallele zum Bonner Rat war durchaus beabsichtigt.

Vier junge Bonner Pianisten (Luisa Imorde, Toni Ming Geiger, Felix Wahl und Fabian Müller) symbolisierten mit ihren reifen Interpretationen Liszt'scher Werke die Zukunft klassischer Musik. Grießl ließ keinen Zweifel daran, dass ein eindeutiger Ratsbeschluss am 24. November die Voraussetzung dafür sei, die Spendenaktion in voller Breite umzusetzen: "Der Eiertanz muss aufhören."

Erstaunen rief bei manchem die Rede von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch hervor, der in einem flammenden Appell ein Festspielhaus als "Nummer eins auf der Agenda", als enorm wichtigen Standortfaktor und "absolute Notwendigkeit" bezeichnete. Ex-Bundestagsmitglied Stephan Eisel: "Hätte der OB das Projekt nicht eigenhändig auf Eis gelegt, wären wir viel weiter. Dass er sich jetzt an die Spitze der Bewegung setzt, ist gewöhnungsbedürftig."

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