Mit dem "Elterntaxi" in Friesdorf unterwegs

Umsteigen und aufsteigen: Zwei Wochen lang fahren Eltern und Kinder mit dem Tandem zur Schule

Mit dem "Elterntaxi" in Friesdorf unterwegs
Foto: Ronald Friese

Friesdorf. "Na, ob die da um die Kurven kommen?" Die beiden Jungen auf dem mit einem Parcours besteckten Hof der Bodelschwinghschule sind skeptisch. Da schwingen sich an diesem Nachmittag schon zehn gut behelmte Eltern-Kind-Paare auf Tandems, auf denen der Schriftzug "Elterntaxi" prangt.

Ein mutiger Vater nebst Töchterchen auf dem zweiten Sitz kurvt los - und schafft den Durchgang mit glänzenden Haltungsnoten. Selbst die beiden kritischen Jungs spenden sofort Beifall. "Das ist echt toll. Ich hätte gedacht, das wackelt viel mehr", jubelt Klara. Die Achtjährige hat gerade mit Mutter Ingrid Becker den Parcours fehlerfrei bewältigt. Sie werde ihre Tochter die nächsten zwei Wochen auf jeden Fall nicht mit dem Auto von der Schule abholen, sondern das Tandem satteln, meint Becker.

Womit Nadine Krieger von der bundesweit agierenden Initiative "Elterntaxi" bei diesem Paar schon mal ins Schwarze getroffen hätte. Clara Gaviria von der Bodelschwingh-Mobilitäts-AG hatte "Elterntaxi" nach dem Kennenlernen auf einem Kirchentag unbedingt an die Schule holen wollen. Zwei Wochen lang stellt das Projekt nun zehn neugierigen Familien die extralangen Fahrräder für Schulweg und Freizeit kostenlos zur Verfügung.

Das Projekt "Elterntaxi" Die Kölner Initiative "Elterntaxi" stellt Familien über zwei Wochen zur Probe straßenverkehrstüchtige Tandems zur Verfügung. Die Räder verfügen über einen tiefen Einstieg, eine niedrige Sattelstütze und eine spezielle Kinderkurbel, die den Tretradius variieren lässt. Sie sind sogar für Menschen mit leichten Körperbehinderungen oder Gleichgewichtsstörungen nutzbar.

Die Initiative will mit ihrem umweltpolitischen und verkehrspädagogischen Mobilitätskonzept gerade für Grundschulfamilien den Umstieg vom Auto auf das Fahrrad leichter machen. Kontakt und nähere Informationen für Schulen über Telefon (02 21) 95 14 70 12 oder www.elterntaxi.de."Wir wollen hiermit Lust auf eine klimafreundliche Alternative zum Auto machen", erklärt Krieger. Gerade bei Kurzstrecken verbrauche das Auto bis zum Dreifachen an Sprit als auf Normalstrecken und stoße immense Schadstoffmengen aus. Deshalb sei das zwar um die 1 300 Euro teuere, aber dann kostenlos und emissionsfrei laufende Rad ökologisch und ökonomisch eine prima Lösung.

Was Annette Schwolen-Flümann, Schirmherrin des Projekts und probeweise auf dem Tandem sogar eine Hofrunde mit dabei, ausdrücklich begrüßt. "Ich hoffe, dass es bei möglichst vielen Familien Schule macht."

Denn, und davon kann Bodelschwingh-Rektorin Barbara Schmitz ein Lied singen, vor heutigen Grundschulen herrscht vor allem am Morgen das wahre Chaos, wenn hektische Eltern ihren Nachwuchs noch möglichst bis vor die Schultür chauffieren wollen. "Gerade Familien, die ganz in der Nähe wohnen, fahren ihre Kinder", hat Schmitz beobachtet. Die Folge: Man gefährde unnötig alle Kinder, die in den Unterricht kommen.

Ihre Schule sowie die nahe Servatiusschule habe ohnehin am zentralen Klufterplatz Schülerlotsen stehen, erzählt Schmitz. Aber auch hier direkt am Wolterweiher benötige man Lotsen, Freiwillige wie Esther Schumacher, die gerade mit Tochter Tabea ihre erste Tandemrunde dreht. "Das ist manchmal schon kriminell, was sich hier zu Stoßzeiten abspielt", klagt Schumacher. Sie werde morgens zum Teil von ungeduldigen Eltern angehupt, wenn sie als Lotsin Kindern freien Weg machen wolle. Da traue sie sich fast nicht mehr, ihre Sechsjährige den Schulweg alleine gehen zu lassen.

Von daher begrüßt sie die "Elterntaxi"-Aktion ausdrücklich. "Aber eigentlich sind wir ja das falsche Klientel. Da sollten andere in sich gehen", meint die Mutter kritisch. Derweil betont Polizeihauptkommissar Peter Küpper nochmals den Wert des Projekts. Eltern hätten unbedingt eine Vorbildfunktion.

Mit ihrer Hilfe lernten die Kinder gerade auch auf dem Tandem, die Gefahren des Straßenverkehrs richtig einzuschätzen. Das hat auch Birgit Iwanowski mit Sohnemann Lukas erkannt. "Der Papa nimmt mich morgens oft mit dem Auto mit", sagt der Achtjährige. Jetzt werde er mit der Mama auf dem Rad den Weg zurücklegen und dabei noch seinen Spaß haben. "Auf dem Tandem fährt sich's nämlich echt cool."

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