Verleihung des Mäuseordens in der Springmaus Mit dem Mäuseorden nach Moskau

Bonn · FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff und Moritz Seibert, Intendant des Jungen Theaters, sind die neuen Träger des Mäuseordens - eine der höchsten Auszeichnungen im Bonner Karneval.

Zeigen stolz ihren Mäuseorden: Alexander Graf Lambsdorff (links) und Moritz Seibert. Neben ihnen ihre Laudatoren Katarina Barley und Bernhard Hoëcker.

Zeigen stolz ihren Mäuseorden: Alexander Graf Lambsdorff (links) und Moritz Seibert. Neben ihnen ihre Laudatoren Katarina Barley und Bernhard Hoëcker.

Foto: Meike Böschemeyer

Was haben der Bonner Bundestagsabgeordnete und voraussichtlich neue Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff (FDP), Moritz Seibert vom Jungen Theater Bonn (JTB) und Bonna Nadine I. gemeinsam? Sie alle mussten zwei Jahre warten, bis sie endlich in Amt und Würden kamen. Während die Bonna bereits vor einigen Tagen nach langer Corona-Durststrecke ihre Proklamation feierte, erhielten Lambsdorff und Seibert an diesem Sonntag im Haus der Springmaus vor illustrer Gästeschar aus der Stadtgesellschaft den Mäuseorden.

Höchste Auszeichnung im Bonner Karneval

Es handelt sich um eine der höchsten Auszeichnungen im Bonner Karneval. Mit der seit den 1970ern jedes Jahr Personen geehrt werden, „die mit ihrer pfiffig, rastlosen Kreativität das Leben in unserer Heimatstadt bereichern und den notwendigen Humor vor und nach dem 11.11. an den Tag legen,“ wie die Präsidentin des Festausschusses Bonner Karneval, Marlies Stockhorst, erklärte.

Dass unter den bisher geehrten Mäuseordenträgern nicht unbedingt nur ausgewiesene Karnevalisten sein müssen, dafür steht auch der neue Ordensträger, Theaterintendant Seibert. Er outet sich als gebürtiger Berliner, die bekanntlich immun gegen das Karnevalsvirus seien, wie Katarina Barley (SPD) in ihrer Zeit als Abgeordnete in der Hauptstadt erfahren musste. Die Vize-Präsidentin des EU-Parlaments hielt die Laudatio auf Lambsdorff, der bis zu einem Wechsel an die Spree ebenfalls Vize-Präsident in Brüssel war. Barley verriet, sie habe einmal in der „Zeit“ eine Liebeskolumne über Lambsdorff geschrieben. Lachen im Saal. „Ich weiß, mit der Liebe ist das so eine Sache in der Politik“, räumte Barley mit einem Schmunzeln ein, „aber wir teilen die Liebe zu Europa“. Auch sei er der Prototyp des Rheinländers, der nur eine Schwäche habe: „Er ist zu freundlich.“ Was ihm allerdings in Moskau möglicherweise entgegenkommen könne. Mit ernsterem Unterton sprach Barley von der „schwierigsten Aufgabe auf dem internationalen Parkett“, für die sie sich niemanden besser vorstellen könne als Lambsdorff.

Dankesrede des Diplomaten

Ihn verbinde mit Katarina Barley zweierlei, sagte der FDP-Mann und ausgebildete Diplomat in seiner Dankesrede: „Die Liebe zu Europa und das bleibende Unverständnis, warum sich der andere ausgerechnet für seine Partei entschieden hat.“ Um der SPD dann zu bescheinigen: „Sie ist verlässlich“. Auch wenn sie „sooooo stur“ sein könne. Bei den anderen, den Schwarzen und den Grünen, sei das anders, lästerte Lambsdorff. „Das ist oft wie nach einer Studentenparty. Die wollen sich am Tag danach an Details des Abends und die Schwüre meistens nicht so genau erinnern.“ Auch wenn er voraussichtlich ab August Deutschland im Kreml vertrete: „Ming Hätz bliev he in Bonn.“

Online-Theater für Kinder zu Hause

Die Leistungen Moritz Seiberts als langjähriger Intendant des JTB würdigte der Bonner Comedian Bernhard Hoëcker. Seine Angebote gingen weit über das eines Theaters hinaus. Er erinnerte an die schwierige Zeit für alle Kulturschaffenden während der Pandemie. Doch auch da habe Seibert großartiges geleistet. „Du hast ein Online-Theater aufgebaut und zu den Kindern nach Hause und in die Schulen gebracht.“

Seibert dankte der Jury für die Auszeichnung, die er stellvertretend für das ganze Team des JTB annehme. Einfach köstlich seine Geschichte, wie er vor gut 50 Jahren im selbstgebastelten Pappkarton-Kostüm als Robbi aus dem Fliewatüüt bei seinem ersten Rosenmontagszug in Bonn Kamelle sammeln wollte – und kläglich scheiterte. Bücken im Kartonkostüm funktioniert nun einmal nicht. Sein großer Wunsch: Dass trotz angespannter Haushaltslage in Bonn die Mittel gerecht und fair verteilt werden und der Reichtum der Stadt „aus Kultur, Sport und Karneval erhalten bleibt“. Zwischen den beiden Ehrungen hatten die Sternschnuppen Bockeroth als offizielles Mäuseballett der KG Wiesse Müüs ihren mit viel Beifall bedachten Auftritt.

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