Mit dem Nachtwächter unterwegs

BONN · Es ist faszinierend, wie viele Details man in Bonn im Alltag gar nicht wahrnimmt. Zum Beispiel, dass das Fachwerkhaus zwischen Acherstraße und Mauspfad das einzige war, das bei dem großen Feuer 1689 verschont blieb. Alle anderen Häuser in der Innenstadt brannten nieder. "Es gilt deshalb als das älteste Haus in der Bonner Innenstadt", sagt Karl Friedrich Schleier.

 Unterwegs mit dem Nachtwächter.

Unterwegs mit dem Nachtwächter.

Foto: Volker Lannert

Schleier ist der Nachtwächter, der seinen Begleitern, die er durch die Stadt führt, für solche Dinge die Augen öffnet. Am Samstagabend war er wieder mit seiner Frau Katharina zum ersten Mal in diesem Jahr unterwegs ins 17. Jahrhundert. "Menschenwachen kann nichts nützen, Gott muss wachen, Gott muss schützen!" Seit 2008 hallt dieser Ruf regelmäßig durch Bonner Straßen und Gassen, wenn Schleiers Interessierten das 17. Jahrhundert nahebringen. Diese Epoche, in der dort, wo später das kurfürstliche Schloss errichtet wurde, die Stadtmauer verlief, lassen sie als Nachtwächter aufleben.

Daneben gibt es weitere Rollen: Mit dem Bonner Postillion geht es ins 19. Jahrhundert, der Totengräber behandelt die Zeit um 1900, und eine neue Führung kündigt das Paar für Mai an: Der "Bonner Weinzäpfer" wird die Zeit Beethovens - dessen Vorfahr Cornelius als Zimmermann an der Namen-Jesu-Kirche mitarbeitete, weswegen die Familie überhaupt erst nach Bonn kam - zwischen 1770 und 1806 behandeln, aber auch den Weinanbau. "Es ist schwer zu glauben, aber das war bis ins 19. Jahrhundert die wichtigste Einnahmequelle in Bonn", sagt Katharina Schleier. Sie wird dann als Bäckerin mitgehen. Eine exakter Termin für die erste Führung steht noch nicht fest.

Der Figur des Nachtwächters fühlt sich der Küdinghovener besonders verbunden. Er und seine Frau haben sich alle Informationen für die Führungen selbst erarbeitet. "Wir haben viel aus dem Stadtarchiv", sagt die Beuelerin. "Man muss viel lesen, um interessante Geschichten zu finden." Denn die machen die Führung erst richtig interessant und lebendig. Der Nachtwächter geht das nächste Mal am Samstag, 24. März. Treffpunkt ist um 20 Uhr am Brassertufer Ecke Rheingasse. Tickets sollten reserviert werden. Karten gibt es in den GA-Geschäftsstellen, Infos auf www.rheinschleier.de.

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