Mit Linsen den Gegner umzingeln

120 Teilnehmer spielen beim 32. Bonner Go-Turnier. Sieger ist der 19-jährige Lukas Krämer.

Mit Linsen den Gegner umzingeln
Foto: Max Malsch

Vilcih. Fast bewegungslos sitzt Lukas Krämer (19) vor seinem Go-Spielbrett. Zug um Zug legt er kleine weiße Spiellinsen auf die Schnittpunkte eines mit 19 mal 19 Gitterlinien bemalten Spielbrettes. Wie jeder Teilnehmer des 32. Bonner Go-Turniers hat er pro Partie 45 Minuten Bedenkzeit, um bei dem asiatischen Brettspiel möglichst viel Raum mit seinen Linsen zu umzingeln und so den Gegner auszustechen.

"Lukas wird gerade als Favorit des Turniers gezählt, er hat mehr als gute Chancen", sagt Jens Vygen. Zusammen mit seiner Frau Regina Quest richtet er seit 17 Jahren die bundesweit Beachtung findende Begegnung aus. An zwei Tagen trafen sich am Wochenende 120 Go-Spieler jeden Alters zum freundschaftlichen Turnier.

Tatsächlich konnte sich der Bonner Favorit Krämer mit sechs gewonnenen Spielen als Sieger durchsetzen. "Seit etwa vier Jahren spiele ich aktiv Go. Zum Spiel kam ich durch die Manga-Comic-Serie Hikaru no Go. Ich fand es ganz spannend, schaute mir die Regeln an und fing im Internet einfach an zu spielen", erinnerte sich der Sieger.

Während Go vor allem in China, Japan und Korea Volkssportcharakter besitzt, beinahe jedes Kind mit den schwarzen und weißen Linsen vertraut ist, gehört es in Europa zu den Exoten unter den anspruchsvollen Brettspielen. "Das Spiel selber ist mit seinen Regeln denkbar einfach, ermöglicht damit aber schier unendlich viele Situationen. Keine Partie gleicht der anderen", erklärt Krämer.

Ein ausschlaggebender Faktor in der Beliebtheit des Spieles dürfte sein ebenso einfaches wie zweckmäßiges Handicapsystem sein. Je nach Spielerfahrung dürfen bis zu neun Steine noch vor der Partie auf dem Brett platziert werden. So wird garantiert, dass zwei Spieler möglichst gleiche Chancen haben.

Die unterschiedlichen Spielstärken beginnen beim 30 Kyu (für Anfänger) bis zum ersten Kyu und weiter über den ersten Dan bis zur höchsten Amateurspielstärke, dem sechsten Dan. Krämer konnte sich in seiner noch kurzen Karriere bis zum vierte Dan hochspielen. Mindestens eine Stunde trainiert er täglich. "Wichtigste Eigenschaften beim Go-Spielen ist eine hohe Konzentrationsfähigkeit und viel Geduld", erklärte er.

In den asiatischen Staaten werde Go nicht nur an Universitäten unterrichtet, schon kleine Kinder begännen frühzeitig mit ihren ersten Partien, erklärt Quest. "Zwischen vier und fünf Jahren können Kinder bereits mit dem Spielen beginnen", so Vygen.

Nicht verwunderlich, dass die Altersspanne der Bonner Turnierspieler äußerst breit ist. Mit neun Jahren gehören Alexander und Jan zu den jüngsten Spielern. Sie nehmen außer Konkurrenz an dem Wettbewerb teil.

Vygen und Quest sind äußerst zufrieden mit dem Wettbewerb. "Mit 120 Teilnehmern konnten wir das Turnier noch einmal vergrößern. Bonn gehört weiter neben Hamburg und Berlin zu den drei größten Begegnungen in Deutschland", so Vygen. Im kommenden Jahr wird die Bundesstadt für zwei Wochen sogar zur Hauptstadt des Go-Spiels. "Im Sommer findet dann hier in der Godesberger Stadthalle der europäische Go-Kongress statt. Mit Gästen aus ganz Europa, den USA und auch Asien wird es die weltweit größte Go-Veranstaltung werden", so Vygen.

Jeden Montag findet in Bonn ein offener Go-Spielabend ab 20 Uhr im Rosa Lu, Vorgebirgsstraße 20, statt. Mehr auf www.dgob.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort