Museum in Bonn Museum Koenig will weiter wachsen

BONN · Das Museum Koenig in Bonn lud am Sonntag zum Tag der offenen Tür ein. Hunderte Kinder und ihre Eltern oder Großeltern folgten der Einladung und gaben sich bei freiem Eintritt auf kleine Expeditionen ins Tierreich.

Einem asiatischen Leoparden das erstaunlich weiche Fell kraulen, einen Feuersalamander auf die Hand nehmen oder Katzen und Schwäne aus Papier falten: Im Museum Koenig gab es am Sonntag besonders viele Möglichkeiten, Tieren aus aller Welt näher zu kommen. Hunderte Kinder und ihre Eltern oder Großeltern starteten am Tag der offenen Tür auf kleine Expeditionen ins Tierreich.

Im Seminarraum wimmelten Kleinstlebewesen unter dem Mikroskop. Patrick Prüß und Marvin Baierl zeigten in der zentralen Savannenlandschaft Elefantenbackenzähne und Giraffenhalswirbelknochen. Margarethe Koenig (alias Carina Gibat), die Gattin des Museumsgründers, wandelte durchs Haus. Auf kurzen Führungen gaben Wissenschaftler Insiderwissen zu einzelnen Ausstellungen weiter und erlaubten auch einen Blick hinter die Kulissen des Forschungsmuseums.

Die bunten Lebensraum-Panoramen und Schaukästen lassen schließlich manchmal vergessen, dass an der Adenauerallee 160 vor allem geforscht wird. Künftig könnte das Forschungsmuseum bundesweit sogar noch erheblich mehr Bedeutung erlangen. Wie Direktor Wolfgang Wägele dem GA berichtet, plant das Zoologische Forschungsmuseum als Mitglied der Leibnitz-Gemeinschaft den Aufbau eines bislang weltweit nicht vorhandenen dritten Forschungszentrums für Biodiversitäts-Monitoring. Bis zu neun Professorenstellen mit rund 50 wissenschaftlichen Mitarbeitern könnten dafür in Bonn entstehen.

Tag der offenen Tür im Museum Koenig
18 Bilder

Tag der offenen Tür im Museum Koenig

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Aufschreckende Nachricht des Insektensterbens

„Die Nachrichten vom Insektensterben haben die Forschungslandschaft aufgeschreckt und gezeigt, dass wir so etwas brauchen“, sagt Wägele. Am Museum Koenig wurden danach schon Monitoring-Verfahren entwickelt, die größere Datenmengen über Bestandszahlen von Tieren und Pflanzen automatisch sammeln und zur Verfügung stellen. So liege dem Bundesforschungsministerium der Antrag zum Bau eines fertig konstruierten Roboters vor, der in regelmäßigen Abständen Insekten fängt. „Damit können wir im Jahreslauf und über längere Zeitspannen die Entwicklung der Populationen beobachten.

Auch automatisierte Kamerafallen für Insekten, Vögel und Säugetiere seien laut Wägele in Arbeit. Sie können viele mühsame Zählungen im Feld ersetzen und die Ergebnisse selbstständig auswerten. „Das geht auch mit Sensoren für Vogelstimmen oder für Blütendüfte.“ Nur technische Lösungen könnten die großen Datenmengen gewinnen, die für verlässliche quantifizierbare Prognosen zur Entwicklung der Biodiversität nötig seien. „Das wäre ein biologisches Pendant zu entsprechenden Instituten für Klimaforschung und eine hervorragende Ergänzung für den Nachhaltigkeits-Cluster in Bonn“, sagt Wägele.

Ob das Forschungszentrum nach Bonn kommt, ist indessen offen. Nachdem des Ministerium grundsätzlich den Bedarf dafür erklärt habe, seien auch die Forschungsinstitute in Frankfurt/Main, Berlin und Leipzig aufgewacht, so Wägele. Die Landesregierung habe sich immerhin bei einem Standort in NRW auf Bonn festgelegt. Das Museum Koenig hat ein entsprechendes Konzept vorgelegt.

Konkrete Ausbaupläne

Andere Ausbaupläne sind bereits konkreter: Der Neubau für das Forschungszentrum für Molekulare Biodiversitätsforschung steckt in den Startlöchern. Die bodenkundlichen Untersuchungen am Standort Poppelsdorf seien abgeschlossen, so Wägele. Voraussichtlich 2021 können die rund 30 Wissenschaftler aus den beengten Kellerräumen an der Adenauerallee umziehen. Für die empfindlichen Proben sollen große Kühllager entstehen. Außerdem soll es ausreichend Platz für die nötigen Großgeräte geben.

Weit fortgeschritten sei zudem eine Fusion mit dem Centrum für Naturkunde in Hamburg, bestätigt Wägele. Das dortige Forschungsmuseum habe unter dem Dach der Universität wenig Beachtung gefunden. „Dabei leisten die Kollegen dort hervorragende Arbeit und besitzen eine doppelt so große Sammlung wie wir hier in Bonn.“ Dem Wunsch aus der Hansestadt, sich den Bonnern anzuschließen, würde Wägele gerne folgen. Derzeit wird im Auftrag der beiden Länder Hamburg und Nordrhein-Westfalen evaluiert, welche Effekte das hätte. Neben mehr Stellen für Hamburg verspricht sich Wägele auch eine Stärkung für Bonn als Zentrale: „Im Konzert der großen Forschungseinrichtungen würden wir dann deutlich an Bedeutung gewinnen und nicht mehr als Juniorpartner wahrgenommen.“

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