Nachts wird gesprüht, morgens gewischt

Immer wieder sorgen Schmierereien für Ärger. Die Bonner Polizei wertet Videoaufnahmen aus. Es ist ein ständiger Wettlauf. Und beide Seiten sind schnell. Nachts kommen die Graffiti-Sprüher, beschmieren U-Bahn-Stationen, Fassaden, Stromkästen. Am nächsten Morgen eilen die schnellen Eingreiftruppen herbei.

 Die Wände an der Haltestation Wurzerstraße wurden vor kurzem besprüht. Kameras hielten ihre Aktion fest, das Band wurde bereits an die Polizei weitergeleitet. Die Reinigung kostete 1 200 Euro.

Die Wände an der Haltestation Wurzerstraße wurden vor kurzem besprüht. Kameras hielten ihre Aktion fest, das Band wurde bereits an die Polizei weitergeleitet. Die Reinigung kostete 1 200 Euro.

Foto: Ronald Friese

Bad Godesberg. Es ist ein ständiger Wettlauf. Und beide Seiten sind schnell. Nachts kommen die Graffiti-Sprüher, beschmieren U-Bahn-Stationen, Fassaden, Stromkästen. Am nächsten Morgen eilen die schnellen Eingreiftruppen herbei.

Mit Spezialreinigern schrubben die Putzkolonnen im Auftrag der Stadt, der Deutschen Bahn oder der Stadtwerke Bonn mühselig die Farbe ab. Nachts wird gesprüht, morgens gewischt - das ist der Rhythmus, in dem sich Graffitisprüher und die Vertreter des öffentlichen Raums jagen.

So auch wieder vor kurzem an der Wurzerstraße und einige Tage später am Bahnhof. Von einem Katz-und-Maus-Spiel zu sprechen, wäre verharmlosend - denn der Schaden ist immens: "Die jährlichen Kosten für die Reinigung und die Reparaturen von Vandalismus belaufen sich bei uns auf 700 000 Euro", sagt Werner Schui, Pressesprecher der Stadtwerke Bonn.

Info-Möglichkeiten Ansprechpartner für Jugendliche, Eltern und Hausbesitzer sind die Spezialisten des Kommissariats Vorbeugung der Bonner Polizei, Telefonnummer (02 28) 15 76 76. Infos im Netz unter www.polizei-nrw.de/bonn.1 200 Euro hat die Reinigung an der Wurzerstraße gekostet. Geld, dass sich die Stadtwerke von den Sprühern wiederholen wollen, sobald sie erwischt werden. Alle Stationen werden Videoüberwacht, die Bänder der Wurzerstraße sind bereits von der Polizei gesichert worden. "Außerdem erstatten wir automatisch Anzeige", so Schui.

Das Prinzip des schnellen Wegwischens hat einem Namen: Es ist die "Broken Window Theorie", erklärt Lorenz Wüsten, Präventionsspezialist bei der Bonner Polizei. Nach der Theorie kann ein vergleichbar harmloses Phänomen wie ein zerbrochenes Fenster dazu führen, dass nach und nach die ganze Gegend verwahrlost.

Interview Lesen Sie dazu auch das Interview "Die Jugendlichen suchen den Kick"Gleiches gelte für Graffiti: "Wenn die Schmiererei nicht beseitigt wird, sinkt die Hemmschwelle für Nachahmer." Auch private Hauseigentümer sollten besprühte Flächen schnell reinigen, appelliert Wüsten. Vorher sollten sie aber Anzeige erstatten und die Flächen fotografieren, um später vor Gericht einen Beweis in der Hand zu haben.

Rund 120 Anzeigen habe es im vorigen Jahr in Bad Godesberg gegeben, sagt Frank-Norbert Gerlach, Leiter des zuständigen Kriminalkommissariats. Im Jahr 2008 habe es 56 Anzeigen gegeben.

Die deutliche Steigerung sei aber im Wesentlichen durch eine veränderte Zählweise entstanden, so Gerlach. Mittlerweile schlüsselt die Polizei auch Schmierereien an Autos und auf Fluren von städtischen Gebäuden als Graffiti ein - und nicht mehr als Sachbeschädigung.

So entsteht ein genaueres Bild über die Szene. Wird ein Täter erwischt, wird es teuer für ihn. Frank-Norbert Gerlach: "In der Regel werden einem Täter zwischen 30 und 70 Straftaten nachgewiesen."

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