Nazis benannten Schule um

Auch am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium sieht man den Gelehrten kritisch

Nazis benannten Schule um
Foto: Barbara Frommann

Bonn. "Heute würde man wohl keine Schule mehr nach Ernst-Moritz Arndt benennen." Schulleiter Uwe Bettscheider kennt die Diskussion, die zurzeit an der nach dem Gelehrten und Paulskirchen-Abgeordneten Arndt (1769-1860) benannten Universität in Greifswald geführt wird, nur zu gut. Schließlich ist Arndt, dem Antisemitismus und Deutschtümelei vorgeworfen wird, auch Namenspatron seines Gymnasiums an der Endenicher Allee.

An der Greifswalder Universität hat sich eine Studenten-Initiative gebildet. Sie will per Urabstimmung erreichen, dass die Universität nicht länger Arndt-Uni heißen soll.

Ähnliche Vorstöße habe es immer wieder auch am EMA gegeben, sagte der promovierte Mathematik- und Physiklehrer Bettscheider. So habe ihn kurz nach seinem Dienstantritt als Schuldirektor vor vier Jahren ein Kollege auf Arndt angesprochen und angeregt, über einen politisch korrekteren Namen nachzudenken. Die Nazis hatten 1938 dem Gymnasium, 1882 als Höhere Bürgerschule für Jungen eingerichtet, den Namen Arndts verpasst.

Bislang seien die Versuche einer Umbenennung allerdings im Sande verlaufen. "Das ist ein dickes Brett, das wir bohren müssten", so Bettscheider. Was nicht bedeute, dass sich die Schule nicht kritisch mit dem Namen auseinandersetze, sagte er und verwies auf das Schulprogramm.

Darin heißt es unter anderem, Ernst-Moritz Arndt sei ein "erschreckendes Beispiel für Intoleranz gegenüber anderen Völkern" gewesen. Diese "vor allem im Geschichtsunterricht bewusst herbeigeführte Diskussion über die Einstellungen Arndts" fordere dazu heraus, umso entschiedener die Notwendigkeit einer Erziehung zu tolerantem und interkulturellem Denken und Handeln als ein wesentliches Element des pädagogischen Grundkonzepts am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium deutlich zu machen.

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