Großveranstaltungen Neues Sicherheitssystem wird bei Rhein in Flammen getestet

Bonn · Das neue Sicherheitssystem „Monica“ des Fraunhofer-Instituts für angewandte Informationstechnik (FIT) kommt am Wochenende bei Rhein in Flammen erstmals zum Einsatz.

Stephanie Clemens-Krämer (von links), Marco Jahn und Hans Jürgen Hartmann vor einer der für das Großereignis installierten Kameras.

Stephanie Clemens-Krämer (von links), Marco Jahn und Hans Jürgen Hartmann vor einer der für das Großereignis installierten Kameras.

Foto: Benjamin Westhoff

Stadtdirektor Wolfgang Fuchs glaubt, dass sich mit dem System „Monica“ Katastrophen wie jene auf der Loveparade in Duisburg hätten verhindern lassen. Das erklärte er am Donnerstag bei einem Vor-Ort-Termin in der Rheinaue. „Monica“ steht als Kürzel für ein im vergangenen Jahr gestartetes Forschungsprojekt, mit dem das Fraunhofer-Institut für angewandte Informationstechnik FIT die Sicherheit und den Lärmschutz auf Großveranstaltungen mit Mitteln des sogenannten „Internets der Dinge“ verbessern will. Nun sollen die bisher entwickelten technischen Lösungen am kommenden Wochenende bei Rhein in Flammen erstmals in der Praxis getestet werden.

Dazu wollen die Stadt Bonn und das Institut aus Sankt Augustin bei dem anstehenden Großereignis unter anderem Besucherströme erfassen und Lärmemissionen überwachen. Die installierte Hardware klingt zunächst nicht sonderlich beeindruckend: Mit vier Kameras wollen die Projektverantwortlichen messen, wie viele Besucher sich am sogenannten Brückenmarkt unterhalb der Stadtbahnhaltestelle Rheinaue und auf dem Hauptweg vom Veranstaltungsgelände dorthin aufhalten.

Das eigentlich Spannende spielt sich aber hinter den Kulissen ab: Bei den Messungen würden nämlich erstmals Algorithmen eingesetzt, die die mit den Kameras erfassten Menschen zählen könnten, so Projektleiter Marco Jahn vom FIT. Grundlage für diese Algorithmen waren Videoaufzeichnungen vom letzten Pützchens Markt, wo die Stadt bereits seit längerem die Besucherströme mit Kameras erfasst und lenkt.

Im Unterschied zu Rhein in Flammen mussten die städtischen Mitarbeiter bei der Kirmes die Zahlen anhand der Bilder aber noch schätzen. „Bei Rhein in Flammen wollen wir außerdem Einsatzkräfte von Stadtordnungsdienst, Feuerwehr, Sicherheits- oder Sanitätsdiensten schneller zu Verletzten oder Streitfällen lenken können“, so der Wissenschaftler des Forschungsbereichs „User Centered Computing“. Dazu würden diese per GPS auf dem Gelände geortet und mit Hilfe einer digitalen Lagekarte, auf der die Aufenthaltsorte angezeigt werden, sofort die Mitarbeiter zum Einsatzort geschickt, die am nächsten sind. In einer weiteren Ausbauphase sei auch geplant, gezielt per App Warnungen oder Handlungsanweisungen an die Besucher zu richten.

Wichtig ist den Verantwortlichen zu betonen, dass es sich bei dem Test um eine zusätzliche Maßnahme handele, die die aktuellen Notfallpläne nur ergänze. Auch werde der Datenschutz selbstverständlich gewährleistet. Neben der sogenannten „Personendichtenbeobachtung“und der Ortung und Koordinierung der Einsatzkräfte soll „Monica“ auch noch zum Monitoring der Lärmemissionen eingesetzt werden: Dazu sollen Messsensoren die Lärmemissionen visualisieren: Auf einer sogenannten„Heatmap“ könne man dann sehen, wo es an der Hauptbühne wie laut sei, so Jahn. Die Ergebnisse will die Stadt nutzen, um die Rheinaue lärmtechnisch zu analysieren und zu optimieren. Er habe im Rahmen des Projekts zum Beispiel erfahren, dass man mit zusätzlichen Lautsprechern, die bestimmte Frequenzen überlagern, sogar für insgesamt weniger Lautstärke sorgen könne, so Hans Jürgen Hartmann von der Stadtförderung.

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