Liv Ullmann Norwegische Schauspielerin steht in Bonn vor der Kamera

BONN · Acht Jahre warten Fans der norwegischen Filmikone Liv Ullmann schon darauf, die Norwegerin, die unter Ingmar Bergmanns Regie in den 1960er Jahren bekannt wurde, auf der Leinwand wiederzusehen. Lange wird es nicht mehr dauern: Die mehrfach für den Oscar nominierte Schauspielerin dreht aktuell in Bonn Schlüsselszenen der norwegisch-deutschen Kino-Koproduktion "Zwei Leben".

Der Film sei eine ebenso bewegende Familiengeschichte wie ein Thriller, erklärte Ullmann, 73. Sie spielt Ase Evensen, Tochter einer norwegischen Mutter und eines deutschen Wehrmachtssoldaten. Nach dem Zusammenbruch der DDR strengt eine Anwaltskanzlei eine Klage gegen Deutschland und Norwegen auf Wiedergutmachung für entführte Kriegskinder und ihre norwegischen Mütter an.

Außer anderen Gräueltaten verschleppte der Verein Lebensborn tausende Kinder, um die "arische Geburtenrate" zu erhöhen und brachte sie bevorzugt in Familien SS-Angehöriger unter. Im Film sieht Rechtsanwalt Sven Solbach (Ken Duken) in Ave die perfekte Zeugin, nicht wissend, dass die liebende Familienmutter als Stasi-Mitarbeiterin nicht nur Opfer, sondern auch Täterin ist und alles daran setzt, ihr Geheimnis zu wahren.

"Eine der zentralen Szenen im Film ist eine Gerichtsverhandlung, bei der sich Ave in Ungereimtheiten verstrickt. Sie drehen wir hier im Stadthaus", so der Regisseur Georg Maas. Auf Bonn stieß das Produktionsteam nach längerer Suche. "Wir brauchten einen Raum, der glaubhaft zu Gebäuden passt, die schon in Außenszenen gefilmt wurden", sagte Mitproduzent Rudi Teichmann.

Ullmann versicherte, die Arbeiten in NRW und Norwegen sehr zu genießen. Das mit Deutsch, Norwegisch und Englisch in drei Sprachen gedreht werde, sei kein Problem, sondern eher inspirierend. "Ich bin von meinen Kollegen Ken Duken und von Juliane Köhler begeistert. Sie sprechen ein wundervolles Norwegisch", schwärmte sie. Köhler spielt Aves Tochter Katrine, die nichts von der Stasi-Vergangenheit der Mutter weiß. Für die Produktion hat Köhler vor einem Jahr angefangen, Norwegisch zu lernen. "Ich spreche es noch nicht gut, aber verstehe sehr viel", sagte sie.

Die Besetzung stehe seit langer Zeit, erklärte Maas. Bereits kurz nach Fertigstellung des Drehbuches vor sechs Jahren habe er mit Köhler gesprochen. Ullmann sei seit drei Jahren mit im Team. "Es ist eine sehr originelle Geschichte, die so noch nicht erzählt wurde", sagte sie. Der Film soll in Norwegen im Oktober anlaufen, in Deutschland Anfang 2013.

Bonn als Drehort: Als Drehort hat sich Bonn auch 2011 größter Beliebtheit erfreut. An insgesamt 88 Tagen fiel an 100 verschiedenen Drehorten im Stadtgebiet die Szenenklappe. Dabei waren auch vier Kinoproduktionen. Für "Papakind" wurde im Februar am Rolandsbogen gedreht. Das Alte Rathaus, die Beethovenhalle, das Poppelsdorfer Schloss und die Villa Vliegen waren im Juli Drehorte von "Ex Capitolo Secondo".

Im Oktober folgten am Akademischen Kunstmuseum Arbeiten für einen Film über Hannah Arendt und im Stadthaus für den Spielfilm "Keep the fire burning". Neben sieben Fernsehproduktionen, darunter der RTL-Thriller "Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer" und der Sat1-Film "Und weg bist Du", war Bonn 2011 Schauplatz in 14 Serien wie Soko Köln, Verbotene Liebe und Kommissar Stolberg. Zwanzig Mal wurde für Reportagen und TV-Beiträge gedreht - unter anderem für Punkt 12, Galileo, Die Auswanderer und Hier und Heute.

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