Oxford Club Bonn feiert Jubiläum Seit 50 Jahren „very british“ auf Bonner Art

Bonn · Seit 1971 trägt der Oxford-Club zum lebendigen Erhalt der Partnerschaft zwischen Bonn und der englischen Universitätsstadt bei. Im Jubiläumsjahr zum 50-jährigen Bestehen verhindert die Corona-Pandemie eine große Feier – die soll 2022 nachgeholt werden, zum 75-Jährigen der Städtefreundschaft.

Der Bonner Oxford-Club mit seiner Ehrenvorsitzenden Doris Daufeldt (sitzend vorne links) posiert bei der Rückkehr von einer Reise auf die britische Insel vor den berühmten Felsen von Dover.

Foto: Oxford Club

Am Anfang steht eine Zeit, in der Verständigung und Austausch erst wieder gelernt werden mussten. 1947, zwei Jahre nach dem Ende des von NS-Deutschland entfesselten Zweiten Weltkriegs, wurde mit der Partnerschaft zwischen dem britischen Oxford und Bonn eine der damals ersten offiziellen Annäherungen abseits der großen politischen Bühne besiegelt.

Bewegte sich die Städtepartnerschaft zunächst nahezu komplett auf den offiziellen Ebenen, sahen im Jahr 1971 einige Bonnerinnen und Bonner die Zeit einer Ausweitung gekommen: Auch ganz normale Menschen wollten und sollten die Verbindung leben und gestalten, so lautete ihr Ansatz. Daraus entstand der Oxford Club, ein seit seiner Gründung am 29. Dezember 1971 bis heute lebendiger Aspekt der Verbindung zwischen britischer Universitätsmetropole und Bundesstadt. Jetzt feiert der Verein sein 50-jähriges Bestehen.

Wer nach dem Bonner Herz der Verbindung sucht, wird seit vielen Jahren an der Adenauerallee fündig. Dort sorgt vor allem ein Markenzeichen für Klarheit, das britischer kaum sein könnte: „Wenn ich jemandem den Weg zu unseren Clubräumen beschreiben soll, brauche ich nur die Telefonzelle zu erwähnen“, sagt Doris Daufeldt. Die heutige Ehrenvorsitzende wurde Anfang der 1980er Jahre durch Klaus Vogel, selbst Gründer des Vereins, zum Mitmachen angeregt. „Zuerst war es vor allem die englische Sprache, dann hat mich das ganze Ambiente, der Fokus auf britische Gebräuche und Eigenheiten begeistert.“

Weniger Mitglieder pflegen die lieb gewonnenen Traditionen

Bis heute steht der Club für jede Menge Attribute der klassischen Marke „very British“ – vor allem die gepflegte Konversation am Kamin bei Tee und Gebäck ist ein Dauerbrenner. Während auch auf der Insel derartige Traditionen seltener werden, muss auch der Bonner Kreis eine sinkende Zahl von Begeisterten hinnehmen. „Es ist wohl wie überall im Vereinswesen – die Jüngeren finden andere Wege, um Gemeinschaft zu leben“, sagt Daufeldt ohne Groll. „Aber es ist schon schade, wenn man sich bewusstmacht, dass wir früher auf beiden Seiten eigene Gruppen für Jugendliche hatten, die sich besucht und ausgetauscht haben.“

Während anderswo Partnerschaften einschlafen, berichtet Daufeldt, halten sich die Bonner Oxford-Sympathisanten wacker – auch was ihre gewohnte Umgebung angeht. „Wir sind der Stadt ungeheuer dankbar, dass wir die Räume nutzen können, die mittlerweile auch jede Menge britisches Flair versprühen“, sagt die Ehrenvorsitzende. Das dürfte auch an den zahlreichen Besuchen aus Südengland liegen, ebenso an den Honoratioren und Persönlichkeiten mit britischem Bezug, die sich die Ehre gaben.

Brexit ist ein Thema – diesseits wie jenseits des Kanals

Zu den Konstanten im Jahreskalender zählen die Reisen nach Oxford, bis heute willkommen geheißen und begleitet durch die dortigen Freundschaftsbewahrer. „Da ist über die Jahrzehnte etwas Wunderbares gewachsen, das auch kein Brexit trennen kann“, ist Daufeldt überzeugt. Tatsächlich hatte in Oxford der EU-Austritt mehr Gegner als Befürworter. Der Verein hätte sich stets neutral gegeben, „bei manchen Diskussionen während unserer Treffen sah das schon anders aus“, sagt die frühere Club-Verantwortliche. Sie persönlich findet den Austritt ebenso schade wie die Tatsache, dass die Corona-Pandemie den Besuchsrhythmus beeinträchtigt.

Im Umfeld des Datums zum 50-jährigen Bestehens des Clubs verhindert die Pandemie eine große Feier – die soll 2022 nachgeholt werden, zum 75-Jährigen der Städtepartnerschaft Bonn-Oxford. Im Juni soll es dabei auch eine Bonn-Woche in Oxford geben. „Dann haben wir hoffentlich die Gelegenheit, diese lange Tradition der Freundschaft gebührend zu feiern“, sagt Daufeldt. „Wo wären wir mit der Europa-Idee, wenn wir nicht durch Partnerschaften zwischen Menschen leben?“