Thema Homosexualität Papst-Worte kommen bei Bonner Katholiken gut an

BONN · Die Aufsehen erregende Forderung von Papst Franziskus, Homosexuelle in der Katholischen Kirche nicht auszugrenzen, sondern zu integrieren, trifft im katholischen Bonn auf Zustimmung. Zwar sind zahlreiche Geistliche wie Stadtdechant Monsignore Wilfried Schumacher derzeit nicht zu erreichen, weil im Urlaub. In einem Pfarrbüro hieß es auch, zu diesem Thema werde der GA nur schwerlich Kommentare von Katholiken erhalten. Aber an der Basis kommt Lob auf.

"Einfach großartig" finden Anna-Elisabeth und Dorothee Schwüppe, zwei in Godesberger Kirchengremien Aktive, die Papst-Äußerungen. "Wenn wir alle Schwulen und Lesben als Geschöpfe und Kinder Gottes erkennen und anerkennen würden, also als unsere Geschwister, gäbe es das Problem einer Lobbybildung gar nicht", urteilen Mutter und Tochter.

Der Papst hatte am Montag auf dem Rückflug vom Weltjugendtag Homosexuelle als "Brüder" bezeichnet, es aber als "Problem" angesehen, "wenn man mit dieser Tendenz eine Lobby macht. Denn keine Lobby ist gut." Es sei Zeit, dass sich der Papst zu drängenden Fragen wie der Homosexualität äußere, urteilt Lilo Patt-Krahe, Vorsitzende des Pfarrausschusses St. Adelheid in Pützchen. "Es ist von Papst Franziskus ein erster Anfang, dem aber auch Taten folgen sollten."

Angstfrei über das zu sprechen, was sei: Das scheine banal, sei doch aber zum Erkennungszeichen von Franziskus geworden, nimmt Pater Johannes Siebner, Rektor des Aloisiuskollegs, Stellung zur Papst-Äußerung. "Keine Angst zu haben, das verändert schon sehr, sehr viel."

Franziskus sage zur Homosexualität kirchlich gesehen nichts Neues, so Pater Siebner, der wie der Papst Mitglied des Jesuitenordens ist. "Entscheidend aber ist, dass es um konkrete Menschen geht, um Beziehungen und nicht zuerst um die Lehre." Franziskus scheine also eine Art der Kommunikation zu suchen, die das Gespräch öffne, statt es zu beenden. "Es wäre schon viel geholfen, wenn die homophobe Sprache und der diffamierende Tonfall einiger Kreise in der Kirche kein Gehör mehr finden", fügt der Ako-Rektor hinzu.

Freude über die Papst-Worte ist Schwester Margret von Haehling, der Vorsitzenden des Bonner Katholikenrats, anzumerken. Papst Franziskus sei mit offenem Wort und offenem Herzen auch auf Priester mit homosexuellen Neigungen zugegangen. "Er hat ihnen die Barmherzigkeit Gottes gezeigt, der allen Menschen Liebe und Barmherzigkeit entgegenbringt", so von Haehling. Der Papst habe mehrfach versucht, Menschen zu begegnen, die am Rande der Gesellschaft stünden. "Ich denke an den Besuch von Gefangenen in Rom und den Papst-Besuch in den Favelas von Rio", erläutert die Vorsitzende des Katholikenrats.

Theologe: "Der homosexuelle Akt bleibt Sünde"

Mit wenig Begeisterung reagiert der katholische Theologe David Berger auf die Papst-Äußerungen. Es sei naiv, seine Worte als Sensation anzusehen, weil der homosexuelle Akt laut Doktrin weiter Sünde bleibe, sagte der Ex-Professor an der päpstlichen Akademie und heutige Chefredakteur eines Schwulen-Magazins dem "Spiegel". Dass Schwule nicht diskriminiert werden sollten, stehe ohnehin im Katechismus. Kirchenrechtlich blieben Schwule wie er, Berger, auch nach den Papst-Äußerungen ausgegrenzt. Die Warnung des Papstes, keine schwule Lobbyarbeit zu betreiben, stelle ihn in eine Reihe mit Homophoben wie Russlands Präsident Vladimir Putin, so David Berger.

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