Paten sollen überforderte Familien unterstützen

Kinderschutzbund bildet ehrenamtliche Betreuer aus, die jetzt ihre Zertifikate erhielten

Bonn. Die eine ist Sonderschullehrerin, eine andere Ärztin, ein Mann ist freier Journalist: Mit vier weiteren Freiwilligen haben sich die beiden Frauen und der Mann beim Kinderschutzbund zu ehrenamtlichen Betreuungsbegleitern und Bezugspaten ausbilden lassen. Viele Stunden Freizeit haben sie für diese Ausbildung geopfert, die der Kinderschutzbund erstmals im vorigen Oktober begonnen hat.

Voller Stolz nahmen sie jetzt ihre Zertifikate von Ulla Baumgärtner-Schmäling entgegen. Die Leiterin des Eltern-Kind-Treffs des Kinderschutzbundes in der Lenaustraße in Dransdorf erklärt den Hintergrund des Projekts: Ziel der Qualifizierung ist es, den Ehrenamtlichen pädagogische Kompetenzen zu vermitteln, damit sie die hauptamtlichen Fachkräfte im Elterntreff bei den Spiel- und Bastelangeboten sowie bei der Kinderpflege entlasten und unterstützen können. So gewinnen die Fachkräfte mehr Zeit für die Einzelförderung der Kinder.

Als Bezugspate sollen sie außerdem ganz konkret in einzelnen, überforderten Familien eingesetzt werden und dort als Gesprächspartner Vertrauen aufbauen, motivieren und die Eltern in alltäglichen Lebensfragen unterstützen, etwa durch die Begleitung zum Jugendamt oder zu Beratungsstellen. Ihr Einsatzort ist zunächst Dransdorf, langfristig sollen die ehrenamtlichen Betreuer auch stadtweit tätig werden.

"Allerdings sind die ehrenamtlichen Betreuungsbegleiter und Bezugspaten auf keinen Fall Ersatz für hauptamtliche Kräfte, sie sollen lediglich unterstützen", betonte Baumgärtner-Schmäling.

So verstehen auch die frischgebackenen "Familienpaten" ihre künftige Tätigkeit, zumal die meisten von ihnen voll im Berufsleben stehen und auch noch eigene Kinder haben. Yahya Wardak hat den Eltern-Kind-Treff vor seiner Qualifizierung zum Bezugspaten rege mit seiner kleinen Tochter besucht und kennt die Nöte und Sorgen vieler Familien.

Trotz seines Jobs und der Kinder, um die er sich federführend kümmert, habe er noch genügend Zeit, anderen zu helfen. Sein erstes Projekt hat der promovierte Journalist schon im Blick: "Ich könnte mir vorstellen, hier eine Gruppe nur für Männer zu gründen."

"Ich habe drei gesunde Kinder, die sehr privilegiert aufwachsen", erzählt eine andere Absolventin. Doch die Kinder seien inzwischen alt genug, jetzt wolle sie sich an anderer Stelle nützlich machen. Wie viele Stunden jeder einbringt, bleibe jedem selbst überlassen, erläutert Baumgärtner-Schmäling. Wann der nächste Qualifizierungskursus beginnt, ist noch offen: "Das hängt davon ab, ob die Stadt uns dafür wieder finanzielle Mittel zur Verfügung stellt."

Informationen beim Kinderschutzbund unter der Rufnummer (02 28) 24 95 63 78.

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