Plötzlich gibt's in Bad Godesberg kein Wasser mehr

Obwohl regelmäßig Miete gezahlt wurde, sehen Stadtwerke kein Geld - Eigentümerin weilt im Ausland

Bad Godesberg. Für sein Stipendium hatte der Student Alitaher Aboelgasem die Wahl zwischen Deutschland und Großbritannien. "Ich habe mich für Deutschland entschieden, weil hier alles schön sauber und gut organisiert ist", sagt der Libanese auf Englisch.

Doch am Donnerstagmorgen war er sehr verwundert, als er herausfand, dass ihm und den Nachbarn das Wasser abgestellt worden war. "Ich hab' doch immer meine Miete bezahlt", erzählt der Mann. Seit acht Monaten wohnt er in einem Haus an der Bonner Straße, das den Stadtwerken (SWB) gut bekannt ist.

"Wir haben hier horrende Forderungen offen", erklärt Pressesprecher Werner Schui auf Anfrage. Das Wasser sei erst nach Androhung an die Eigentümerin und Hinweisen an die Mieter abgedreht worden. "Normalerweise hätten wir Gas und Strom gesperrt, aber wir hatten keine Möglichkeit ins Haus zu kommen", so Schui.

Auf die Wasserleitung hingegen könne man von außen zugreifen. Ihm sei klar, dass die Situation für die Mieter nicht schön sei: "Aber wir brauchen die Gewähr, dass wir die laufenden Kosten erstattet bekommen." Diese Gewähr müsste - wenn - Claus-Horst Schroeder übernehmen.

Er ist seit kurzem Zwangsverwalter des Hauses, das schon mehrfach zwangsversteigert werden sollte. "In dem Haus wohnen ausländische Kurzzeitgäste, die ihre Mieten immer bar zahlen", so Schroeder. Da er an dieses Geld nicht herankomme, und die Eigentümerin sich seit geraumer Zeit im Ausland aufhalte, wisse er nun auch nicht weiter.

Der Zwangsverwalter gibt Aboelgasem und den anderen elf Parteien, darunter Kinder, den Rat, "sobald wie möglich woanders hinzuziehen". Eine Mitschuld an der Situation gibt dagegen der Vertreter der Eigentümerin, der nicht genannt werden möchte, den Bewohnern.

Drei Mieter hätten eben nicht regelmäßig gezahlt. "Außerdem lassen die Mieter, wenn sie die Zimmer verlassen, vom Fernseher über die Heizung alles weiterlaufen." Dadurch seien enorme Nebenkosten aufgelaufen. Warum diese nicht an die Mieter weitergegeben wurden, weiß er nicht.

"Der Hauseigentümerin ist die Sache über den Kopf gewachsen", sagt deren Vertreter. In zwei Wochen soll die Eigentümerin wiederkommen. Bis dahin wird das Wasser wohl ausbleiben. Aboelgasem verzichtete auf einen Kompromiss der Stadtwerke. Die hatten vorgeschlagen, das Wasser an und dafür, wie sonst üblich, Strom und Gas abzustellen.

Geld zu sammeln, wie ebenfalls von den SWB angeboten, lehnte der Libanese ab: "Einige von uns haben mehrere Monate im Voraus Miete bezahlt und deshalb kein Geld übrig." Duschen will er vorerst im Goethe-Institut, wo er Deutsch lernt. Und bald in ein neues Zimmer umziehen.

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