Politik für Stadthaus-Sanierung

Bonn · Die neuen Berechnungsgrundlagen der Verwaltung zu den Sanierungskosten des Bonner Stadthauses haben in den Fraktionen unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen.

 Blick an der Stadthaus-Fassade empor.

Blick an der Stadthaus-Fassade empor.

Foto: Volker Lannert

Wie berichtet, geht das Städtische Gebäudemanagement (SGB) davon aus, dass das Stadthaus für 138 Millionen Euro zu sanieren sei. Ein möglicher Investor, der am Standort des ehemaligen Landesbehördenhauses ein Verwaltungszentrum errichten würde, widerspricht den Zahlen und sagt, unter 200 Millionen Euro sei eine Sanierung nicht machbar.

Wer hat nun Recht? "Beide", meint CDU-Stadtrat Reinhard Limbach, der auch Vorsitzender des Planungsbeirates Stadthaus ist. Allerdings gingen die Ingenieure des anonym bleiben wollenden Investors von anderen Voraussetzungen aus. Das SGB plane eine turmweise Sanierung, was deutlich kostengünstiger sei als eine etagenweise Instandsetzung. Außerdem werde an der Grundqualität des Stadthauses nichts geändert. Der Investor vergleiche die Kosten mit Hochhaussanierungen, bei denen praktisch nur noch das Skelett des Gebäudes geblieben sei. Dann würden auch die Kosten höher anzusetzen sein.

Stadthaus als Standortfaktor

Mit der Erweiterung des Ensembles zur Max- und zur Weiherstraße hin würden rund 17.000 Quadratmeter entstehen, wo Platz für Einzelhandel wäre. Und: "Das Stadthaus ist ein Standortfaktor: 1.450 Mitarbeiter, von denen viele mittags oder nach Feierabend in die Stadt gehen. Und dann noch zusätzlich die Besucherfrequenz im Stadthaus", so Limbach. Daher käme für die CDU ein Umzug an die B 9 nicht in Frage.

"Der entscheidende Faktor ist die Abschreibung des Stadthauses aus der Bilanz, wenn es abgerissen würde", so der planungspolitische Sprecher der Grünen, Hartwig Lohmeyer. Der Buchungswert von etwa 50 Millionen müsste also bei Abriss gestrichen werden, was die Stadt einem Nothaushalt zumindest gefährlich nahe bringt. Eine Konzentration von 80 bis 100 Geschäften anstelle des Stadthaus sieht er kritisch: "Unsere Priorität liegt beim Bahnhofsvorplatz."

SPD-Fraktionsgeschäftsführer Dieter Schaper bezeichnete die "Grobkostenschätzung" des SGB als "verantwortungslos". Die schwarz-grüne Koalition verwechsele "Werterhaltung mit Nachhaltigkeit, und das nicht nur ökologisch, sondern auch sozial", so Schaper: "Alle Fachleute gehen davon aus, dass eine Sanierung nicht unter 200 Millionen zu machen ist."

"Da es sich um eine Mega-Investition handelt, erwarte ich aber von der Verwaltung exaktere Zahlen als die nun im Raume stehende Grobschätzung", so auch FDP-Kreis- und Fraktionsvorsitzender Werner Hümmrich. Für eine Sanierung im Bestand sprachen sich gestern sowohl der Bürger Bund als auch die Linksfraktion aus. Hauptargumente sind die zentrale Lage des heutigen Standortes und der aktuelle Bilanzwert des Stadthauses.

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