Wohnen in Bonn Politik will Wohnungstauschbörse starten

Bonn · Senioren ziehen in kleinere Wohnungen um, Familien übernehmen die größeren: Nach diesem Prinzip sollen Stadt und Vebowag eine Wohnungstauschbörse für ein Neubauprojekt in Plittersdorf ins Leben rufen.

 Die Vebowag hat in der Steinstraße einen Neubau errichtet. Daneben soll ein weiteres Gebäude entstehen, in das nach Wunsch der Politik Senioren einziehen könnten.

Die Vebowag hat in der Steinstraße einen Neubau errichtet. Daneben soll ein weiteres Gebäude entstehen, in das nach Wunsch der Politik Senioren einziehen könnten.

Foto: Petra Reuter

Die Stadt soll in Zusammenarbeit mit der kommunalen Wohnbaugesellschaft Vebowag ein Wohnungstausch-Projekt starten, mit dem Ziel, Familien größere Wohnungen anbieten zu können. Die Grundidee ist es, Seniorinnen und Senioren, die nach dem Auszug der Kinder weiterhin in ihren großen Wohnungen oder Häusern leben, zum Umzug in kleinere, barrierefreie Wohnungen zu bewegen. Im Gegenzug könnten Familien mit Kindern in den frei werdenden Wohnraum einziehen.

Das Ansinnen ist nicht ganz neu. Wohnungstauschbörsen gibt es in anderen Städten. Auch in Bonn hat es in der Vergangenheit Versuche gegeben, mit mauen Ergebnissen. Vor einigen Jahren hat die Stadt im Rahmen des Integrierten Entwicklungskonzepts Buschdorf dortige Eigenheimbesitzer befragt, ob sie zu einem Tausch bereit wären. Immerhin sieben Prozent signalisierten Bereitschaft. Haupthindernis: Angesichts der steigenden Mietpreise wäre ein Umzug aus dem Eigenheim oder der alten Mietwohnung in kleinere Mietwohnungen zu teuer gekommen.

Neubau in der Steinstraße als Blaupause

Das Konzept, das sich die Politik nun von Stadt und Vebowag erhofft, betrifft ein konkretes Bauprojekt der Vebowag. Neben einem bereits fertigen Neubau in der Steinstraße (Plittersdorf) soll bis zum kommenden Jahr ein baugleiches Gebäude mit 31 barrierefreien Wohnungen entstehen. Diese Wohnungen sollen den Senioren zu einer preisreduzierten Kaltmiete von höchstens 9,50 Euro pro Quadratmeter angeboten werden. Auf der anderen Seite sollen auch die Familien für die von den Senioren übernommenen Wohnungen nicht mehr als 9,50 Euro pro Quadratmeter zahlen. Das wäre nach Verhandlungen mit den jeweiligen Vermietern zu gewährleisten. Falls die Senioren selbst als Vermieter aufträten, wäre die Organisation über eine Hausverwaltung möglich. Auf diese Weise wäre das Hindernis aus dem Weg geräumt, dass Ältere nach einem Umzug höhere Mieten zu befürchten hätten als vor dem Umzug. Der Bonner Planungsausschuss hat am Mittwochabend mehrheitlich für das angedachte Projekt gestimmt, der Sozialausschuss ist an der Entscheidung noch zu beteiligen.

Helfer für den Umzug

Weitere Eckpunkte sind in dem Beschluss, der auf einem Antrag der Koalitionsfraktionen beruht, angerissen: Ziel sei es, bis 2023/24 mindestens 30 Wohneinheiten für Familien im Rahmen eines Modellprojektes zu vermitteln. Das Konzept soll bis Mitte dieses Jahres stehen. Wichtig sei eine behutsame Ansprache der Senioren durch die Wohnungsgesellschaft beispielsweise über Informationsveranstaltungen und das Bereitstellen von Umzugshilfen in Zusammenarbeit mit Umzugsunternehmen, Quartiersmanagement und Vereinen oder Sozialträgern. Die Koalition begründet ihr Vorgehen mit Erkenntnissen der Bundesarbeitsgemeinschaft Senioren. Sie sei zu dem Ergebnis gekommen, dass es einer „persönlichen Ansprache“ bedarf und es Helfer geben müsse, die mit den Senioren die neue Wohnung besichtigen und die bei der Umzugsplanung helfen.

Karin Robinet von den Grünen, die Mitglied der Vebowag ist, hatte den Gedanken angestoßen. „Ich denke, dass das Neubauprojekt eine gute Gelegenheit ist, eine solche Wohnungstauschbörse als Modellprojekt auszuprobieren und bei einem Erfolg auszudehnen.“ Im Planungsausschuss merkte CDU-Sozialpolitiker Georg Goetz durchaus kritisch an, dass die Vebowag in der Sache nicht der beste Ansprechpartner sein könnte. Schließlich baue die Gesellschaft überwiegend Sozialwohnungen. „Senioren sind aber nicht immer Sozialfälle.“ Der Hinweis aus einem FDP-Antrag, man möge Haus & Grund, den Mieterbund und möglicherweise andere Wohnbaugesellschaften mit einbeziehen, fand auch durchaus Zustimmung in den Reihen der Koalitionäre. Robinet sagte dem GA am Donnerstag auf Nachfrage, gegen eine solche Einbindung sei künftig gar nichts einzuwenden. In erster Linie gehe es nun aber um ein konkretes Projekt, um erste Erfahrungen zu sammeln.

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