Großprojekt in der Nordstadt Politiker fordern mehr Wohnungsbau auf früherem Postareal in Bonn

Bonn · Die Ratskoalition hat die Stadtverwaltung beauftragt, mit dem Investor aus dem Swiss-Life-Konzern nachzuverhandeln. Die Chancen stehen wahrscheinlich gar nicht so schlecht.

 Bis 2018 hat die Post auf dem Grundstück zwischen Vorgebirgsstraße, Kaiser-Karl-Ring und Dorotheenstraße ein Logistikzentrum betrieben. Seitdem steht es leer.

Bis 2018 hat die Post auf dem Grundstück zwischen Vorgebirgsstraße, Kaiser-Karl-Ring und Dorotheenstraße ein Logistikzentrum betrieben. Seitdem steht es leer.

Foto: Barbara Frommann/BARBARA FROMMANN

Wie viele Wohnungen entstehen auf dem früheren Postareal in der Nordstadt? Die Stadtverwaltung soll mit dem Investor, der die 6895 Quadratmeter große Fläche zwischen Vorgebirgsstraße, Kaiser-Karl-Ring und Dorotheenstraße gekauft hat, über eine größere Zahl von Wohneinheiten verhandeln. So hat es der Planungsausschuss am späten Mittwochabend beschlossen.

Eine Tochterfirma des Versicherungskonzerns Swiss Life hat das riesige Grundstück, bis 2018 ein Postlogistikzentrum, für 19,6 Millionen Euro vom Vorbesitzer erworben. Vorgesehen sind dort künftig Wohnungen, Büros sowie Dienstleistungsangebote. Der Investor hat sich gegenüber der Stadt verpflichtet, eine Kindertagesstätte zu finanzieren, die Gebäude nach Energieeffizienzstandard „KfW 55“ zu errichten, die Dächer zu begrünen und Fotovoltaik zu installieren. Die Vorgabe des Planungsausschusses aus dem Jahr 2020, mindestens 50 Prozent Wohnungen zu errichten, hat die SL AM Development Residential GmbH nach Stadtangaben akzeptiert.

Jetzt lag dem Planungsausschuss ein Bürgerantrag vor, den Wohnungsanteil auf 70 Prozent zu erhöhen, davon wenigstens 40 Prozent geförderter Wohnraum. Die Ratskoalition aus Grünen, SPD, Linken und Volt begrüßte die Stoßrichtung, milderte die Sache aber mit einem Änderungsantrag ab: Die Verwaltung solle mit „der Vorhabenträgerin Gespräche führen“, wie die „städtebaulichen und sozialen Ziele“ gemeinsam erreicht werden könnten. „Uns geht es um eine politische Willensbekundung“, erklärte Daniel Rutte (Grüne). Der Investor habe ja Gesprächsbereitschaft signalisiert. „Wir wollen, dass die Stadt kooperativ mit dem Unternehmen redet“, ergänzte Frank Fremerey (Volt). CDU, FDP und Bürger Bund stimmten jedoch gegen den Antrag. „Wir halten am bisherigen Beschluss fest“, betonte Bert Moll (CDU). „Wir wollen das Verfahren nicht aufhalten.“

Planverfahren soll bis Jahresende beginnen

Es könnte durchaus sein, dass der Investor mehr Wohnungen zugesteht. Der Hintergrund: Die Stadt hatte ein Vorkaufsrecht für das Ex-Postareal. Damit sie den Weg für das millionenschwere Grundstücksgeschäft freimacht, musste die Swiss-Life-Firma im Herbst 2021 die Forderungen der Kommunalpolitiker weitgehend akzeptieren. Der Investor habe „mindestens 50 Prozent Wohnungsbau“ zugesagt, davon entsprechend dem Bonner Baulandmodell wenigstens 40 Prozent förderfähige Quartiere, teilte die Stadtverwaltung damals in einer vertraulichen Vorlage mit. Und: Swiss Life habe angekündigt, „eher einen größeren Anteil an Wohnungen als gefordert zu errichten“.

Den Sozialwohnungsanteil kann die Kommune nach eigenen Angaben allerdings erst in einem städtebaulichen Vertrag im Zuge des Bebauungsplanverfahrens festzurren. Das Verfahren soll „in der zweiten Jahreshälfte“ beginnen, die Bürgerbeteiligung 2023 folgen.

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