Politiker lassen sich Zeit mit der Brautschau
Fraktionen warten die Bundestagswahl ab - Für die Landtagswahl wird Hauser als Nachfolger von Lorth gehandelt
Bonn. Es ist nicht nur das Drama um das World Conference Center Bonn (WCCB), das die Kommunalwahl vom 30. August scheinbar in Vergessenheit geraten lässt. Der neue Stadtrat und OB sind zwar gewählt, ihre Vorgänger aber noch in Amt und Würden.
Deren Zeit endet offiziell erst am 20. Oktober, die konstituierende Sitzung des neuen Rates erfolgt am 29. Oktober. Sicher ist bislang nur: Der neue Rat ist so bunt wie nie zuvor und viele Formationen sind denkbar - bei 80 Sitzen und einer OB-Stimme (Jürgen Nimptsch, SPD) benötigt die Mehrheit 41 Stimmen.
Doch wo bislang nach Kommunalwahlen die Brautschau bereits auf Hochtouren lief und ein Sondierungsgespräch das nächste jagte, herrscht anscheinend Funkstille. "Wir warten die Bundestagswahl ab", lautet der Standardsatz aus den Fraktionsräumen. Ihr Ausgang soll für die künftigen Mehrheitsverhältnisse im Bonner Rathaus richtungsweisend sein.
Unter der Hand erfährt man dann doch: Ja, der/die eine oder andere CDU-Mann/Frau hat doch schon mal bei den Grünen vorbeigeschaut und umgekehrt. Gespräche mit der SPD führt man ohnehin tagtäglich, und bei den Liberalen gebe es auch schon deutliche Signale beim Werben um den einen oder anderen Partner.
Eine knappe Mehrheit hätten zum Beispiel CDU und Grüne mit zusammen 42 Sitzen, mit der FDP käme man sogar auf 52. Denkbar wäre auch wieder eine Ampel aus SPD, Grüne und FDP mit 44 Sitzen plus Oberbürgermeister. Reichen würde es in jedem Fall auch wieder für eine sogenannte große Koalition im Rathaus: CDU und SPD kämen samt OB auf satte 45 Stimmen.
Apropos Wahlen: Die Bundestagswahl ist noch nicht über die Bühne, da haben einige bereits die nächste Wahl im Blick. Im Mai sind Landtagswahlen, und da werden auch in Bonn die Karten neu gemischt. Die CDU will Anfang November ihre Kandidaten für das Düsseldorfer Parlament küren und als ziemlich sicher gilt, das Gerhard Lorth (64) nicht mehr für den Landtagswahlkreis Bonn II (südliches Bonn) kandidieren wird, sondern seinen Platz nach zehn Jahren als Abgeordneter aufgibt. Als sein möglicher Nachfolger ist Ratsfraktionschef Benedikt Hauser im Gespräch.
Während Lorth am Montag zu dieser Personalie nicht erreichbar war, enthielt sich der 45-jährige Hauser auf GA-Nachfrage jeglichen Kommentars. Für ihn steht jetzt erst einmal eine ganze andere Wahl auf dem Programm: Die Wiederwahl als CDU-Fraktionschef. Und die soll, so erfuhr der GA hinter vorgehaltener Hand, nicht unumstritten sein.
